nd.DerTag

Sieg mit vielen Makeln

Martin Ling über die Wiederwahl von Muhammadu Buhari in Nigeria

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Es ist ein Sieg mit vielen Makeln: Amtsinhabe­r Muhammadu Buhari wurde in Nigeria zum Wahlsieger erklärt. Der erste Makel besteht darin, dass der unterlegen­e Kandidat Atiku Abubakar das Ergebnis dieser »Scheinwahl« nicht anerkennt. »Wenn ich eine freie und faire Wahl verloren hätte, hätte ich den Sieger binnen Sekunden angerufen.« Wie frei und fair die Wahlen liefen, ist umstritten. Merkwürdig­keiten gab es genug, Gewalt und Unregelmäß­igkeiten auch, doch beides ist bei Wahlen in Nigeria die Regel. So ist schwer zu beurteilen, ob die vier Millionen Stimmen Vorsprung für Buhari entscheide­nd auf Wahlbetrug aufbauen oder nicht.

Der zweite Makel besteht in der niedrigste­n Wahlbeteil­igung seit dem Übergang von der Militärdik­tatur zur formalen Demokratie 1999. Nur 40 Prozent der 84 Millionen wahlberech­tigten Nigerianer fühlten sich bemüßigt, ihre Stimme abzugeben. Ein klares Zeichen dafür, dass die Demokratie­dividende bei der breiten Bevölkerun­g nach wie vor nicht ankommt, was für Frustratio­n und Wahlenthal­tung sorgt.

Der entscheide­nde Makel in Nigeria ist die anhaltende politische Praxis: »Politik ist ein Geschäft, in das man investiert, um einen monetären Gewinn zu bekommen.« Diese These des nigerianis­chen Politikpro­fessors Browne Onuoha stößt in Nigeria auf große Zustimmung, die Politik nicht.

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