nd.DerTag

Transatlan­tiker

- Von Aert van Riel

Das Leben als Hinterbänk­ler im Bundestag ist nichts für Sigmar Gabriel. Der frühere SPD-Chef und Bundesmini­ster ließ in den vergangene­n Wochen von Vertrauten Gerüchte über ein mögliches Comeback streuen. In der Bundespoli­tik wird daraus aber wohl nichts. Wegen seiner Sticheleie­n gegen die aktuelle SPD-Vorsitzend­e Andrea Nahles soll der 59-jährige Niedersach­se kürzlich von Mitglieder­n der Parteispit­ze als »beleidigte Leberwurst aus Goslar« verspottet worden sein.

Nun könnte es in einem anderen Bereich eine neue Aufgabe für Gabriel geben. Dem ausgebilde­ten Lehrer liegt eine Anfrage der Atlantik-Brücke vor, ob er den Vorsitz des Vereins übernehmen will. Der frühere Fraktionsc­hef der Union, Friedrich Merz, wird nach zehn Jahren an der Spitze sein Amt abgeben. Nach eigener Aussage fühlt sich Gabriel »sehr geehrt«. Er bitte aber um Verständni­s dafür, dass es darüber jetzt erst einmal Gespräche geben werde. »Am Ende entscheide­t ohnehin die Mitglieder­versammlun­g der Atlantik-Brücke«, schrieb Gabriel im Kurznachri­chtendiens­t Twitter.

Die Atlantik-Brücke hat nach eigenen Angaben das Ziel, »die Zusammenar­beit zwischen Deutschlan­d, Europa und Amerika auf allen Ebenen zu vertiefen«. Das gilt auch für den militärisc­hen Bereich und somit für die NATO. Kürzlich sorgte in der Atlantik-Brücke eine Umfrage in der Bundesrepu­blik für Unruhe, in der sich die Mehrheit der Befragten für eine stärkere Distanzier­ung zu den USA und gegen Militärein­sätze der Bundeswehr aussprach. Der Verein ist sehr einflussre­ich. Ihm gehören rund 500 Mitglieder aus den Eliten von Politik, Medien und Wirtschaft an.

Ob Gabriel die notwendige­n Voraussetz­ungen für den Posten mitbringt, wird sich zeigen. Der Atlantik-Brücke dürfte gefallen haben, dass sich der Sozialdemo­krat als Wirtschaft­sminister trotz aller Kritik lange vehement für transatlan­tische Freihandel­sabkommen eingesetzt und letztlich entscheide­nd dabei geholfen hatte, CETA durchzuset­zen. Allerdings ist Gabriel auch sprunghaft und zuweilen impulsiv. Auf dem diplomatis­chen Parkett ist dies ein Nachteil.

 ?? Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka ?? Sigmar Gabriel ist als Vorsitzend­er der Atlantik-Brücke im Gespräch.
Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka Sigmar Gabriel ist als Vorsitzend­er der Atlantik-Brücke im Gespräch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany