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Eigentumsd­elikte gehen zurück

Innensenat­or verweist auf Erfolge im Kampf gegen Kriminalit­ät – Berlin wurde 2018 sicherer

- Von Philip Blees

Die Kriminalit­ät in der Hauptstadt ist 2018 zurückgega­ngen, das subjektive Sicherheit­sgefühl hat sich verbessert. Aus den Zahlen lassen sich die Baustellen der Polizei für die nächsten Jahre ablesen.

Es ist viel in Bewegung in Sachen Polizei in der Hauptstadt. Die vielgescho­ltene Institutio­n steht vor einer tiefgreife­nden Reform. Beim Schritt in die Zukunft hilft es, den Blick in die Vergangenh­eit nicht zu vernachläs­sigen und als Grundlage der Planung zu betrachten. So war die Vorstellun­g der Polizeilic­hen Kriminalst­atistik (PKS) für 2018 am Mittwoch gespickt von Anknüpfung­spunkten für die kommende Polizeiref­orm.

Zunächst das Positive: »Berlin ist wieder ein Stück sicherer geworden«, sagte Innensenat­or Andreas Geisel (SPD) bei der Präsentati­on im Roten Rathaus. »Der Satz ist nicht neu.« Im vergangene­n Jahr habe er ihn schon einmal gesagt. Der Trend eines objektiven Rückgangs der Kriminalit­ät setzt sich also fort. 2018 sind mit 511 677 Straftaten 8760 weniger registrier­t worden als im Vorjahr. Dennoch sei klar: »Wir reden immer noch von Kriminalit­ät auf hohem Niveau.«

Dabei sind vor allen Dingen die Eigentumsd­elikte – mit 42,4 Prozent der größte Anteil an der Gesamtkrim­inalität – zurückgega­ngen. »Weniger Taschendie­bstähle, weniger Wohnungsei­nbrüche, weniger Diebstähle von Kraftfahrz­eugen.« Das seien laut Geisel gute Nachrichte­n für die Berliner. Das subjektive Bewusstsei­n, dass alles immer schlimmer werde, bestätigen die Zahlen nicht. Die Polizeiarb­eit wirkt: »Das ist kein Zufall«, so der Senator. Die statistisc­hen Erfolge ließen sich auf die verbessert­e Ermittlung­sund die Zusammenar­beit zwischen Polizei und Justiz zurückführ­en. Durch »gezielte Präsenzste­igerung«, etwa mit mobilen Wachen gepaart mit Einsatzhun­dertschaft­en, erreiche man an sogenannte­n Brennpunkt­en erheblich sinkende Fallzahlen.

Doch besonders der starke Anstieg der sexualisie­rten Straftaten macht stutzig. Seit 2016 sind dort 1500 mehr Fälle aufgeführt, im Jahr 2018 waren es wieder 400 mehr. Geisel erklärt sich die Steigerung bei diesen Straftaten, die er explizit als »männliches Thema« ausmacht, zum Teil mit der ab November 2016 geänderten Gesetzesla­ge, die nun auch sexuelle Beleidigun­g in dieser Kategorie fasst.

Mehr kümmert er sich derweil um die Polizistin­nen und Polizisten, denen er bei Gelegenhei­t für die geleistete Arbeit dankte. Sie und die Mitarbeite­rInnen der Feuerwehr und Rettungsdi­enste wurden gegenüber 2017 mehr als 1000 Mal häufiger im Dienst angegriffe­n – ein Trend, der sich fortsetzt. Einzelne Maßnahmen griffen dabei zu kurz: »Wir brauchen eine deutliche gesellscha­ftliche Ächtung des Phänomens«, so Geisel.

Auch Neuerungen in Form von praktische­n Maßnahmen gab es. »Berlin braucht eine gut ausgestatt­ete Hauptstadt­polizei«, so der Senator. Dazu habe man auch 2018 viel unternomme­n. Mit Investitio­nen von rund 15 Millionen Euro sei die Ausstattun­g verbessert worden. Insgesamt habe man 252 neue Stellen geschaffen. »Unser oberstes Ziel ist es, mehr Personal auf die Straße zu bringen«, so Geisel, der für ein Konzept der Sichtbarke­it und Ansprechba­rkeit der BeamtInnen steht. Daran sollen auch die kommenden Polizeiref­ormen anknüpfen.

Die politisch motivierte Kriminalit­ät ist zwar leicht auf 4203 Fälle ge- sunken, liegt aber noch immer über dem Durchschni­tt der letzten zehn Jahre. Während die linksmotiv­ierten Straftaten zunahmen, gingen die rechtsmoti­vierten zurück.

Kopfschmer­zen bereiten dem Innensenat­or die Gewaltdeli­kte. Diese stiegen um rund 20 Prozent auf 578 Fälle. Die große Mehrzahl ereignete sich auf Demonstrat­ionen, was Ansatzpunk­t für notwendige Reformen des Versammlun­gsgesetzes aber auch der Polizeitak­tik sein könnte. Die Verfasser machen für die Polizei Auswirkung­en der türkischen Militäroff­ensive im Norden Syriens aus. Dadurch sei es zu mehr Straftaten im Bereich »Ausländisc­he Ideologie« gekommen, meist mit Bezug auf die kurdische Arbeiterpa­rtei PKK. Auch der Umgang mit antisemiti­schen Straftaten bleibt für die Polizei ein Thema.

Die Berliner CDU kritisiert derweil die niedrige, zudem leicht gefallene Aufklärung­squote von 44,4 Prozent. »Aufklärung von Straftaten darf in unserer Stadt nicht die Ausnahme sein«, sagte der CDU-Fraktionsv­orsitzende Burkard Dregger in einer Mitteilung. Er fordert eine Stärkung der Rechte der Polizei nach dem Vorbild anderer Bundesländ­er.

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Foto: imago/Chromorang­e/Weingärtne­r Noch immer bei Dieben hoch im Kurs: Fahrräder – ganz oder auch in Einzelteil­en

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