Lehrer schreiben Brandbrief an Scheeres
Bezirkslehrerausschuss von Tempelhhof-Schöneberg beklagt räumliche Missstände und personelle Unterbesetzung
Keine Klos, keine Räume, kein Personal: Die Lehrer und Erzieher im Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg sind sauer. In einem Schreiben an die Bildungssenatorin fordern sie bessere Arbeitsbedingungen.
Mit einem Brandbrief an Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) protestieren Lehrer und Erzieher aus Tempelhof-Schöneberg gegen die Arbeitsbedingungen an den Schulen im Bezirk. Diese seien vielerorts »unzumutbar und gesundheitsgefährdend«, wie es in dem drei Seiten langen Schreiben des Bezirkslehreraussschusses heißt, das »nd« vorliegt.
Konkret prangern die Pädagogen die mangelhafte bauliche Ausstattung an vielen Schulen im Bezirk an. »Selbstverständlichkeiten wie funktionierende Toiletten, Feueralarmanlagen und in ausreichender Anzahl vorhandene sowie in der Heizperiode auf 20 Grad aufheizbare Klassenräume sind nicht an allen Schulen unseres Bezirks gegeben«, wie es heißt.
Weil die Räume fehlten, könne kein Teilungsunterricht stattfinden. Manchmal müsse sogar auf dem Flur unterrichtet werden. An allen Schulen seien zudem der Lärmschutz so- wie die Belüftung unzureichend. Teilweise herrsche eine unzulässige Schadstoffbelastung, die die Gesundheit von Lehrern und Schülern gefährde. Wo saniert werde, sei wiederum Baulärm während der Unterrichtsstunden eine Belastung.
»Wir fühlen uns von der Senatsverwaltung alleine gelassen«, sagt Thomas Schmidt dem »nd«. Der Pädagoge ist Mitglied im Bezirkslehrerausschuss von Tempelhof-Schöneberg und in der Lehrergewerkschaft GEW aktiv. »Immer wieder ha- ben wir Frau Scheeres auf die Probleme an unseren Schulen hingewiesen«, sagt Schmidt. »Passiert ist bisher aber überhaupt nichts.«
Neben den räumlichen und baulichen Mängeln kritisieren die Lehrer auch die Personalsituation an den Schulen. Der chronische Lehrermangel in der Hauptstadt sei eine direkte Folge von »verfehlter Personalplanung in der Senatsverwaltung in den vergangenen 20 Jahren«, wie die Lehrer in ihrem Brandbrief schreiben. So würden nach wie vor viele Referendare, die ihren Vorbereitungsdienst erfolgreich im Land Berlin absolviert haben, im Anschluss in andere Bundesländer abwandern.
»Eine Attraktivitätssteigerung des Lehrerberufs in Berlin ist dringend erforderlich, um den Fortgang von ausgebildeten Fachkräften zu stoppen«, sagt Schmidt. Das könne einerseits mit einer Gehaltssteigerung für angestellte Lehrer erreicht werden. »Dafür sind seit Dienstag Tausende Kollegen auf der Straße und im Streik.« Andererseits würde auch die Abschaffung von Präsenztagen an den Schulen sowie die Verringerung der Klassengrößen helfen, wie Schmidt erläutert. »Wir erwarten, dass Frau Scheeres auf den Brief antwortet.«