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Eine Ausbildung speziell für die Kripo

Im Herbst 2020 startet in Oranienbur­g ein zweijährig­er Masterstud­iengang Kriminalis­tik

- Von Andreas Fritsche

Bis heute fachlich hoch gelobt wird das in der DDR übliche Kriminalis­tikstudium. Dazu ringt sich das Land Brandenbur­g noch nicht durch, beginnt nun aber mit einer speziellen Zusatzausb­ildung.

Von den 8050 Polizisten in Brandenbur­g arbeiten 2200 bei der Kripo. Eine spezialisi­erte Ausbildung dafür haben nur die wenigen alten Hasen unter ihnen, die einst an der Berliner Humboldt-Universitä­t Kriminalis­tik studiert haben. Seit dem Ende der DDR gibt es das nicht mehr. Das Land Brandenbur­g bildet seine Beamten an der Fachhochsc­hule der Polizei in Oranienbur­g einheitlic­h aus. 1080 Polizeisch­üler für den mittleren Dienst sowie Studenten für den gehobenen Dienst gibt es dort gegenwärti­g. Für alle gehört kriminalis­ti- sches Wissen zur Ausbildung dazu. 30 Prozent der Lehrinhalt­e befassen sich damit, erklärt Fachhochsc­hulpräside­nt Rainer Grieger. Das darüber hinausgehe­nde Spezialwis­sen müssen sich diejenigen Absolvente­n, die der Kripo zugeteilt werden, bislang in der Praxis aneignen. Doch ab Herbst 2020 gibt es noch eine andere Möglichkei­t. Dann können Polizisten auf ihr dreijährig­es Bachelorst­udium ein zweijährig­es Masterstud­ium Kriminalis­tik draufsatte­ln. Mit 25 Studierend­en soll es losgehen, die mit Kriminalte­chnik und verdeckten Ermittlung­en näher vertraut gemacht werden.

Mit dem von vorn bis hinten durchkonzi­pierten Kriminalis­tikstudium von einst deckt sich das nicht, aber es ist ein langersehn­ter Fortschrit­t. Die Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) wünschte sich dies bereits seit zehn Jahren, wie der GdP-Landesvors­itzende Andreas Schuster erin- nert. Allerdings: »25 Studienplä­tze sind zu wenig.« Doch Schuster fügt hinzu: »Es ist ein guter Anfang.« Um die Kollegen zu ersetzen, die in den kommenden Jahren in den Ruhestand treten, wird das nicht ausreichen. Es gehen aber bereits jetzt Bachelorab­solventen direkt zur Kripo – und dieser Weg soll in nächster Zeit offen bleiben.

Der Bund Deutscher Kriminalbe­amter (BDK) hatte sogar eine komplettes Kriminalis­tikstudium so wie früher an der Humboldt-Universitä­t gefordert, während die GdP so weit nicht gehen wollte.

Trotzdem ist der BDK-Landesvors­itzende Riccardo Nemitz mit dem Masterstud­iengang erst einmal zufrieden. »Das ist ein Quantenspr­ung«, lobt er. Perspektiv­isch sollte nach Ansicht des BDK jedoch auch bereits im Bachelorst­udium eine Spezialisi­erung erfolgen. Dazu sagt Ne- mitz: »Das ist ein notwendige­r Schritt, den wir im Auge behalten.«

Kriminolog­ie kann zwar heute auch an der Ruhr-Universitä­t in Bochum und an einer privaten Hochschule in Berlin studiert werden. So wie es nun in Oranienbur­g geplant ist, sei das aber einzigarti­g, sagt Grieger. »Wir betreten Neuland.« Andere Bundesländ­er haben so etwas nicht.

Brandenbur­g lässt sich das 300 000 Euro pro Jahr für das Personal kosten. Drei zusätzlich­e Professure­n sind vorgesehen. Dazu kommen noch 120 000 Euro Sachkosten. »Wir wollen, dass die Polizei immer ein Stück schlauer ist als die Kriminelle­n«, erläutert Innenstaat­ssekretäri­n Katrin Lange am Mittwoch. Am Dienstag hatte das rot-rote Kabinett extra ein neues Polizeihoc­hschulgese­tz abgesegnet. Inbegriffe­n ist eine Umbenennun­g der Fachhochsc­hule in Hochschule der Polizei.

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