Eine Ausbildung speziell für die Kripo
Im Herbst 2020 startet in Oranienburg ein zweijähriger Masterstudiengang Kriminalistik
Bis heute fachlich hoch gelobt wird das in der DDR übliche Kriminalistikstudium. Dazu ringt sich das Land Brandenburg noch nicht durch, beginnt nun aber mit einer speziellen Zusatzausbildung.
Von den 8050 Polizisten in Brandenburg arbeiten 2200 bei der Kripo. Eine spezialisierte Ausbildung dafür haben nur die wenigen alten Hasen unter ihnen, die einst an der Berliner Humboldt-Universität Kriminalistik studiert haben. Seit dem Ende der DDR gibt es das nicht mehr. Das Land Brandenburg bildet seine Beamten an der Fachhochschule der Polizei in Oranienburg einheitlich aus. 1080 Polizeischüler für den mittleren Dienst sowie Studenten für den gehobenen Dienst gibt es dort gegenwärtig. Für alle gehört kriminalisti- sches Wissen zur Ausbildung dazu. 30 Prozent der Lehrinhalte befassen sich damit, erklärt Fachhochschulpräsident Rainer Grieger. Das darüber hinausgehende Spezialwissen müssen sich diejenigen Absolventen, die der Kripo zugeteilt werden, bislang in der Praxis aneignen. Doch ab Herbst 2020 gibt es noch eine andere Möglichkeit. Dann können Polizisten auf ihr dreijähriges Bachelorstudium ein zweijähriges Masterstudium Kriminalistik draufsatteln. Mit 25 Studierenden soll es losgehen, die mit Kriminaltechnik und verdeckten Ermittlungen näher vertraut gemacht werden.
Mit dem von vorn bis hinten durchkonzipierten Kriminalistikstudium von einst deckt sich das nicht, aber es ist ein langersehnter Fortschritt. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) wünschte sich dies bereits seit zehn Jahren, wie der GdP-Landesvorsitzende Andreas Schuster erin- nert. Allerdings: »25 Studienplätze sind zu wenig.« Doch Schuster fügt hinzu: »Es ist ein guter Anfang.« Um die Kollegen zu ersetzen, die in den kommenden Jahren in den Ruhestand treten, wird das nicht ausreichen. Es gehen aber bereits jetzt Bachelorabsolventen direkt zur Kripo – und dieser Weg soll in nächster Zeit offen bleiben.
Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) hatte sogar eine komplettes Kriminalistikstudium so wie früher an der Humboldt-Universität gefordert, während die GdP so weit nicht gehen wollte.
Trotzdem ist der BDK-Landesvorsitzende Riccardo Nemitz mit dem Masterstudiengang erst einmal zufrieden. »Das ist ein Quantensprung«, lobt er. Perspektivisch sollte nach Ansicht des BDK jedoch auch bereits im Bachelorstudium eine Spezialisierung erfolgen. Dazu sagt Ne- mitz: »Das ist ein notwendiger Schritt, den wir im Auge behalten.«
Kriminologie kann zwar heute auch an der Ruhr-Universität in Bochum und an einer privaten Hochschule in Berlin studiert werden. So wie es nun in Oranienburg geplant ist, sei das aber einzigartig, sagt Grieger. »Wir betreten Neuland.« Andere Bundesländer haben so etwas nicht.
Brandenburg lässt sich das 300 000 Euro pro Jahr für das Personal kosten. Drei zusätzliche Professuren sind vorgesehen. Dazu kommen noch 120 000 Euro Sachkosten. »Wir wollen, dass die Polizei immer ein Stück schlauer ist als die Kriminellen«, erläutert Innenstaatssekretärin Katrin Lange am Mittwoch. Am Dienstag hatte das rot-rote Kabinett extra ein neues Polizeihochschulgesetz abgesegnet. Inbegriffen ist eine Umbenennung der Fachhochschule in Hochschule der Polizei.