»Zusammenleben ist Lebenslüge«
Mehrere Parteien und Tierhalter lehnen den weiteren Schutz des Wolfes ab
München. CSU, Freie Wähler, AfD und Verbände von Weidetierhaltern sind für ein Ende des Artenschutzes für den Wolf. »Einen Lebensraum für große Beutegreifer gibt es hier nicht mehr«, sagte Klaus Steiner (CSU) am Mittwoch im Agrarausschuss des bayerischen Landtags. Wer von einem Zusammenleben von Wölfen und Tierhaltern ausgehe, lebe mit einer Lebenslüge. Eine Koexistenz von Wölfen und Weidetierhaltern sei nicht möglich, sagte Nikolaus Kraus (Freie Wähler). SPD, FDP und Grüne warben für eine Koexistenz von Bauern und Wölfen. Schafhalter, Alpwirtschaftlicher Verein und Fleischrinderverband diskutierten mit Abgeordneten über die Probleme der Bauern durch die Rückkehr des Wolfes.
Der Wolf-Aktionsplan der Staatsregierung sieht vor, dass verhaltens- auffällige Wölfe auch abgeschossen werden dürfen – als letztes Mittel. Der Aktionsplan reicht nach Ansicht des Alpenwirtschaftlichen Vereins zum Schutz der Weidetiere in Bayern nicht aus. Es fehle eine Bestandsregulierung und ein Gebietsschutz, sagte Geschäftsführer Michael Honisch.
Erika Sauer, Vorsitzende des Fleischrinderverbandes Bayern, betonte, die Vorgaben zum Schutz der eigenen Tiere seien für kleine Betriebe nicht praktikabel. Sie warnte, dass viele Bauern, die meist im Nebenerwerb Kühe oder Schafe hielten, dann ihre Betriebe aufgeben würden.
Aus Sicht des Verbandes der Schafhalter ist durch den Wolf die Schafhaltung in ganz Bayern gefährdet. Der von der Politik empfohlene Einsatz spezieller Herdenschutzhunde sei im dicht besiedelten Bayern nicht prak- tikabel, sagte Verbandschef Joseph Grasegger. Einzäunungen seien im Gebirge den Tierhaltern nicht zumutbar, sagte auch Franz Hage vom Alpwirtschaftlichen Verein. Hinzu käme, dass die Zäune bei einem Winter mit so viel Schnee wie in diesem Jahr keinen dauerhaften Bestand hätten. Effektive Schutzzäune müssten Honisch zufolge drei Meter hoch und auch gegen Untergraben geschützt sein. Dies sei in der Praxis nicht möglich.
Vertreter des Agrar- und des Umweltministeriums betonten, die Sorgen der Tierhalter ernst nehmen zu wollen. »Es muss geklärt werden, wie viele Wölfe dauerhaft in Deutschland sein dürfen«, sagte Friedrich Mayer (Agrarministerium). Deutschlandweit gab es laut Alpenwirtschaftlichem Verein im Winter 2018 100 Wolfsrudel mit rund 1000 Tieren.