Mit der Zeit reden
Bald könnten Berufsbezeichnungen wie »Autorinnen« oder »Lehrerinnen« offiziell zum Wortschatz Frankreichs gehören. Bisher sperrte sich die Académie française gegen eine »Feminisierung« der französischen Sprache. Dies soll sich bei der neuen Auflage des Französisch-Wörterbuchs ändern, das die Akademie derzeit herausgibt. Eine Kommission unter Leitung der Autorin Dominique Bona legt der Akademie am Donnerstag einen Bericht zu weiblichen Berufsbezeichnungen zur Abstimmung vor.
In Stellenanzeigen der Arbeitsagentur Pôle emploi sind Bezeichnungen wie »professeure« für Lehrerin oder »ingénieure« für Ingenieurin längst üblich. Noch 2014 aber betonte die Akademie in einer Stellungnahme zur »Feminisierung«, sie sei gegen ein System, das Frauen »oft gegen den Willen der Betroffenen« Bezeichnungen wie »recteure« (Rektorin) aufzwinge. Das bisher gültige Wörterbuch aus den 1930er Jahren legt nahe, dass Frauen in bestimmten Berufen nicht vorgesehen sind. So wird etwa eine »ambassadrice« nicht als Botschafterin definiert, sondern als »Gattin eines Botschafters« bezeichnet.
Die 1635 von Kardinal Richelieu gegründete Gelehrtengesellschaft hat es in knapp vier Jahrhunderten auf gerade acht Wörterbücher gebracht – die neunte Auflage ist seit 33 Jahren in Vorbereitung. Die Duden-Redaktion hat seit 1880 insgesamt 27 Auflagen geschafft.
Unter den Mitgliedern der Académie française sind fünf Frauen, unter ihnen die Reformerin Bona. Sie nennt einen einfachen Grund für ihre Initiative: »Der gute Sprachgebrauch ist eben nicht mehr derselbe wie zur Zeit Richelieus.«