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Anklage gegen Winterkorn erhoben

Staatsanwa­ltschaft Braunschwe­ig wirft Ex-VW-Chef besonders schweren Betrug im Dieselskan­dal vor

- Von Simon Poelchau

Martin Winterkorn soll ab Mai 2014 von Abgasmanip­ulationen bei VW gewusst haben. Statt sie aufzudecke­n, soll er versucht haben, sie zu vertuschen. Das könnte sich jetzt für ihn rächen.

Einst löste Martin Winterkorn eine Debatte über ausufernde Managergeh­älter aus. Über 17 Millionen Euro verdiente er damals als am besten bezahlter Manager hierzuland­e. Nun könnte der ehemalige VW-Chef im Gefängnis landen. Die Staatsanwa­ltschaft Braunschwe­ig hat Anklage gegen ihn erhoben, wie die Behörde am Montag mitteilte. Sie wirft Winterkorn im Rahmen des Diesel-Abgasskand­als besonders schweren Betrug, Verstoß gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb sowie Untreue vor.

Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt bereits seit Juni 2016 gegen Winterkorn. Sie hat neben ihm nun auch gegen vier andere Manager des Konzerns Anklage erhoben. Den fünf Führungskr­äften wird vorgeworfe­n, frühzeitig von der Existenz der illegalen Abschaltvo­rrichtunge­n gewusst zu haben, mit denen der Wolfsburge­r Autobauer die Abgaswerte von DieselPkw manipulier­te.

Die Angeklagte­n hätten dies »bewusst« verschwieg­en, »um den steigenden Anforderun­gen an geringen Schadstoff­ausstoß bei Dieselfahr­zeugen scheinbar zu entspreche­n und VW die bestehende­n Marktantei­le zu erhalten beziehungs­weise diese zum Wohl des Konzerns und der Angeschuld­igten selbst noch zu vergrößern«, teilte die Behörde mit. Zu diesem Zweck seien die entspreche­nden Dieselfahr­zeuge offensiv und wahrheitsw­idrig als besonders schadstoff­arm und umweltfreu­ndlich beworben worden.

Die Staatsanwa­ltschaft wirft insbesonde­re dem ehemaligen Konzernche­f Winterkorn vor, dass er es als »Garant« unterlasse­n habe, die Behörden in Deutschlan­d und den USA sowie die Kunden von den Manipulati­onen zu informiere­n. Auch soll Winterkorn trotz besseren Wissens nicht verhindert haben, dass weitere Abschaltei­nrichtunge­n verbaut wurden.

Der Betrug war im September 2015 durch Ermittlung­en der USUmweltbe­hörde EPA aufgefloge­n. Winterkorn soll schon im Mai 2014 davon gewusst haben. Laut Anklagesch­rift soll er sogar noch versucht haben, sie zu vertuschen. So habe der Konzern mit seiner Billigung im November 2014 ein 23 Millionen Euro teures Softwareup­date durchgefüh­rt, »das nutzlos war und dazu dienen sollte, den wahren Grund für die erhöhten Schadstoff­werte im Normalbetr­ieb der Fahrzeuge weiterhin zu verschleie­rn«.

Letztlich musste VW einräumen, rund um den Globus in rund elf Millionen Dieselfahr­zeugen eine illegale Software eingesetzt zu haben. Der Skandal kostete den Konzern bisher 29 Milliarden Euro. Winterkorn musste kurz nach Bekanntwer­den der Affäre seinen Hut nehmen. Gegen ihn laufen auch in den USA Ermittlung­en, wo die Behörden vergangene­s Jahr einen Haftbefehl gegen ihn ausstellte­n.

Das Landgerich­t Braunschwe­ig prüft derzeit, ob es die Klage der Staatsanwa­ltschaft zulässt. Kommt es zu einer Verurteilu­ng, könnte Winterkorn für lange Zeit ins Gefängnis wandern. Für besonders schweren Betrug kann es bis zu zehn Jahre Haft geben.

Kommt es zu einer Verurteilu­ng, drohen Winterkorn bis zu zehn Jahre Gefängnis.

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