China kürzt Subventionen für Elektrofahrzeuge
Peking sieht in der E-Mobilität die Chance, die großen Autonationen Deutschland, Japan und USA einzuholen
Bei der Autoshow in Shanghai setzen auch die deutschen Autohersteller auf E-Mobilität. Ihre Offensive kommt reichlich spät: Chinas Führung streicht die Zuschüsse beim Kauf eines Elektroauto bereits.
Lange Zeit haben sich die deutschen Autobauer in China gegen die dortige Verkehrswende gesträubt. Obwohl die chinesische Führung ordentlich Druck machte und von den Autobauern die Entwicklung von mehr Autos mit elektrischen und Hybrid-Antrieben forderte, blieben Volkswagen, Daimler und BMW mit ihrem Angebot eher zögerlich. Hier mal ein e-Golf, da mal ein i3 von BMW – die große ElektroOffensive blieb aus.
Ende des vergangenen Jahres hat Volkswagen seine Blockadehaltung jedoch aufgegeben. Die Wolfsburger kündigten an, dass sie in den nächsten Jahren 30 neue Elektromodelle auf den chinesischen Markt bringen wollen. 2020 sollen rund 400 000 elektrifizierte Modelle in China ausgeliefert werden, bis 2025 dann 1,5 Millionen Fahrzeuge. Einige dieser neuen Modelle wird VW bei der am Dienstag beginnenden Autoshow in Shanghai vorstellen, der inzwischen größten und wichtigsten Automesse der Welt. Nur: China hat die Förderung von Elektroautos schon wieder zurückgefahren.
Vor Beginn der Automesse hat die chinesische Regierung ihre Ankündigung bekräftigt, die Bezuschussung beim Kauf von Elektroautos in diesem Jahr um rund 30 Prozent zu kürzen. Die Subventionen für rein batteriebetriebene Pkw mit Reichweiten von 400 Kilometern etwa wurden auf umgerechnet rund 3300 Euro halbiert. Nach 2020 soll die Förderung komplett eingestellt werden. Die Kürzungen fielen höher aus als erwartet. Die Aktien der chinesischen Autobauer haben seitdem zum Teil erheblich an Wert verloren.
China ist zahlenmäßig der größte Markt für Elektroautos und Plug-inHybride. Das liegt nicht daran, dass die Autofahrer in China besonders umweltbewusst sind. Im Gegenteil: Dicke Autos mit Verbrennungsmotor bleiben angesagt. Doch Chinas Regierung, die sich nicht nur um die Luftqualität in den Städten sorgt, sondern in der E-Mobilität die Chance sieht, die großen Autonationen Deutschland, Japan und USA einzuholen, setzt massiv auf die Batterietechnologie.
In den meisten chinesischen Großstädten gab es in den letzten Jahren nur noch dann eine Zulassung für ein neues Auto, wenn es batteriebetrieben ist. Das hat den Absatz von E-Autos massiv in die Höhe getrieben. In China wurden im vergangenen Jahr mehr als eine Million Autos mit Elektro- und Plug-in-Hybrid-Antrieb verkauft. Das entspricht einem Anteil von knapp fünf Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland lag nach Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes der Anteil an den Neuzulassungen bei nur 1,9 Prozent.
Seit 2018 gilt zudem für alle Hersteller eine feste Quote. Rund zehn Prozent aller verkauften Autos müssen batteriebetrieben oder mit einem Plug-in-Motor ausgestattet sein. Dem Duisburger Auto-Experten Ferdinand Dudenhöffer zufolge wird diese Quote auch künftig ihre Wirkung erzielen. Im Jahr 2020 werden es mehr als drei Millionen Elektroautos sein, die in China ihren Käufer finden, vermutet er. China sei für das Auto von morgen »der« Markt.
Doch offenbar hat es die chinesische Führung mit den Subventionen übertrieben und will die Förderung nun wieder drosseln. Mehrere Hundert Autohersteller zählt China. Und sie alle haben in den letzten Jahren kräftig in die E-Mobilität investiert. Von »Marktbereinigung« ist in der einflussreichen nationalen Planungskommission die Rede, die die in China so wichtigen Fünfjahrespläne ausarbeitet. Es gehe darum, den »Wildwuchs in der Branche einzudämmen«, der »im Schatten der bisherigen Förderung gediehen« sei.
Chinesische Autoexperten gehen davon aus, dass der Wegfall der Subventionen vor allem Kleinere treffen wird. »Für die vielen Hersteller, die Kleinst-Elektroautos bauen, dürfte die Luft wirtschaftlich dünn werden«, schreibt die chinesische Branchenzeitschrift »Automobil-Produktion«. Hersteller großer und teurer EFahrzeuge, darunter westliche Konzerne wie Tesla, Daimler und BMW, dürfte das kaum treffen. Denn im hochpreisigen Segment würden Fördermittel keine so große Rolle spielen.
Das Jahr 2019 wird für die chinesische Autoindustrie insgesamt zwar ein schwieriges Jahr, prognostiziert Autoexperte Dudenhöffer. Mittelfristig kehre der chinesische Automarkt aber wieder auf Wachstumskurs zurück. Seine Botschaft: Der »Durchhänger« sei kurzfristig. »Ab 2020 kommt die Wachstumsmaschine China wieder in Tritt.«
Im Jahr 2020 werden mehr als drei Millionen Elektroautos in China ihren Käufer finden.