nd.DerTag

Nun auch die Sozialdemo­kratie

Felix Jaitner über den drohenden Ausschluss der rumänische­n PSD aus der SPE

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Nun hat auch die sozialdemo­kratische Partei Europas (SPE) einen handfesten Ausschluss­streit. Und genau wie bei der konservati­ven EVP geht es um eine osteuropäi­sche Partei: Diesmal die rumänische PSD. Das wirft die Frage auf, ob hinter den beiden Konflikten eine strukturel­le Krise der europäisch­en Parteienfa­milien stehen könnte.

Die gesellscha­ftliche Rechtsvers­chiebung und die soziale Polarisier­ung in der EU verschärfe­n die Auseinande­rsetzungen unter den europäisch­en Sozialdemo­kraten und Konservati­ven um den politische­n Kurs. Labour beginnt sich unter Jeremy Corbyn zu re-sozialdemo­kratisiere­n, die SPD vollzieht einen rhetorisch­en Linksruck, inhaltlich wahrt sie aber unter Finanzmini­ster Olaf Scholz die Kontinuitä­t der schwarzen Null. Die rumänische PSD dagegen setzt – ähnlich wie die Regierunge­n in Ungarn und Polen – auf einen Umbau des Staates, in dem die Exekutive auf Kosten des Parlaments und der Justiz gestärkt wird. Demokratis­che Herrschaft braucht immer auch eine soziale Basis, die durch aktive Sozialpoli­tik, ein starkes Parlament und Parteiensy­stem stabilisie­rt werden muss. Diese Entwicklun­g wird in Osteuropa durch den wirtschaft­lichen Niedergang der 1990er Jahre und die Krise seit 2008 erschwert. Parteien wie Fidesz in Ungarn oder die PSD sind eine Reaktion auf diese Krise und tragen sie zurück in die EU.

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