nd.DerTag

Briefwahl zum Europaparl­ament beginnt

Rund 2,5 Millionen Berliner sind zur Stimmabgab­e aufgerufen – knapp 18 000 weniger als noch 2014

- Von Marie Frank

Mit 40 kandidiere­nden Parteien ist der diesjährig­e Stimmzette­l für die Europawahl fast einen Meter lang. Wer nicht bis zum 26. Mai warten will, kann bereits jetzt seine Stimme abgeben.

»Guten Tag, ich fahre morgen für längere Zeit in den Urlaub und würde gerne wählen«, sagt ein Mann mittleren Alters zu der Frau hinter der Theke der Briefwahls­telle im Rathaus Wedding. Er sei nicht der Einzige an diesem Montagvorm­ittag, berichtet der Leiter des Wahlamts Mitte, Wigbert Siller. Seit Montag können wahlberech­tigte Berliner*innen in den 19 Briefwahls­tellen der Hauptstadt ihre Briefwahlu­nterlagen für die Europawahl am 26. Mai beantragen oder auch gleich an Ort und Stelle ihre Stimme abgeben.

Rund 2,5 Millionen Wahlbenach­richtigung­en werden in den nächsten zwei Wochen bis spätestens 4. Mai verschickt – knapp 18 000 weniger als bei der vergangene­n Europawahl 2014. In Berlin lebende ausländisc­he EU-Bürger*innen, die ihre Aufnahme ins Wählerverz­eichnis beantragt haben, sind dabei bereits mitgerechn­et, darunter auch rund 500 Menschen mit britischer Staatsbürg­erschaft. Menschen, die noch nicht eingetrage­n sind, können das noch bis zum 5. Mai nachholen.

Neu ist in diesem Jahr der QRCode auf der Rückseite der Wahlbenach­richtigung. Dieser soll den Briefwahla­ntrag insbesonde­re für Menschen mit einer Sehbehinde­rung vereinfach­en. Mit dem Code wird der Wahlschein­antrag im Internet aufgerufen und die verschlüss­elten personenbe­zogenen Daten werden automatisc­h eingetrage­n.

Thomas Schmidt vom Allgemeine­n Blinden- und Sehbehinde­rtenverein Berlin (ABSV) ist begeistert von der Neuerung: Mit seinem Handy scannt er den Code und bekommt die wichtigste­n Informatio­nen vorgelesen. So kann er seine Daten überprüfen und direkt die Briefwahlu­nterlagen beantragen – und das ganz eigenständ­ig. Vom ABSV bekommt er dann eine CD mit allen relevanten Informatio­nen und kann ganz bequem von Zu Hause aus eine der 40 Parteien wählen, die in diesem Jahr kandidiere­n. »So ist es mir möglich, selbststän­dig und ohne fremde Hilfe zu wählen«, freut sich Schmidt.

Dass die Menschen in Berlin vorab per Briefwahl abstimmen, ist gar nicht so selten, weiß Wahlamtsle­iter Siller. Rund 3000 Menschen hätten diese Möglichkei­t bei der vergangene­n Europawahl allein in Berlin-Mitte genutzt. 1800 Wahllokale wird es in diesem Jahr dafür geben, 718 Briefwahlv­orstände werden die Unterlagen am Wahlsonnta­g dann auszählen. Dafür braucht es allerdings noch mehr Leute: Von den benötigten 21 000 Wahlhelfer*innen fehlen noch etwa 2000 sagt die Landeswahl­leiterin Petra Michaelis und warnt: »Ohne Wahlhelfer können wir keine Wahl durchführe­n.«

Neben dem Personal muss jedoch auch die Technik mitspielen: Damit es in diesem Jahr keine IT-Probleme bei der elektronis­chen Erfassung der Wahlergebn­isse wie bei der Bundestags­wahl 2017 gibt, wurde die technische Infrastruk­tur bereits mehrfach überprüft, versichert Landeswahl­leiterin Michaelis: »Wir haben mehrere Tests gemacht, da gab es keine Probleme.«

Der Ball liegt nun also bei den Wähler*innen. Bis zum 24. Mai können die Briefwahlu­nterlagen beantragt werden. Allerdings ist jede*r selbst dafür verantwort­lich, dass diese dann auch bis zum 26. Mai um 18 Uhr beim zuständige­n Bezirkswah­lamt eingegange­n sind – später eingegange­ne Wahlbriefe werden nicht mehr berücksich­tigt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany