Schöner aufhalten mit Blumenstand
Mit »Smart City« sollen ungemütliche Bahnhöfe wie der in Charlottenburg umgebaut werden
Was sich hinter dem Begriff »Smart City« verbirgt, kann man sich an einem Berliner Projekt der Deutschen Bahn anschauen. Der S-Bahnhof Charlottenburg soll attraktiver werden.
Die Empfangshalle des Berliner SBahnhofs Charlottenburg ähnelt vielen anderen: Es zieht, Leute hasten vorüber, Sitzgelegenheiten sind auf den ersten Blick nicht zu entdecken. Die Deutsche Bahn will dort die Aufenthaltsqualität steigern und das Nutzungskonzept ergänzen. Die Umbauarbeiten laufen. Nach Konzernangaben ist es der erste Standort, der ein »Smart City«-Bahnhof werden soll.
»Wir wollen den Bahnhof in das Quartier einbinden«, sagt die Leiterin des Bereichs »Smart Cities« bei der Deutschen Bahn, Meike Niedbal. »Smart City« als Konzept solle einen Standort effizienter, aber auch lebenswerter machen. Eine »wichtige Rolle« sollen »technische Lösungen« spielen. Kunden wolle man einen angenehmen Aufenthalt im Empfangsgebäude bieten, es soll Möglichkeiten zum gemeinsamen Arbeiten (CoWorking) geben. Auch die Bahnhofsvorplätze sollen einbezogen werden. Ziel sei es, die Attraktivität von Bahnhöfen zu steigern und so langfristig den Verkehr von der Straße auf die Schiene zu bringen.
Am S-Bahnhof Charlottenburg sollen zum Beispiel Sitzgelegenheiten auf dem Vorplatz entstehen. Ein Blumenstand, der bislang zwischen den Gleisaufgängen aufgebaut ist, wird in die Empfangshalle ziehen. Außerdem sind Aufladestationen für Handys vorgesehen. Mitte des Jahres soll der Umbau laut DB abgeschlossen sein. Später soll noch auf Monitoren zu sehen sein, wann die nächste UBahn oder der nächste Bus fährt. Langfristig sind auch Schließfächer für Pakete und Post angedacht, damit man sich auf dem Nachhauseweg den Umweg über das Postamt sparen kann.
Derzeit, so Niedbal, stehe man mit mehreren Städten und Verkehrsverbünden in Verbindung, um weitere Projekte zu definieren. Noch dieses Jahr soll eine Umgestaltung auch der Standorte Hamburg-Harburg und Hamburg-Dammtor hin zu »Smart City«-Bahnhöfen beginnen.
Niklas Schenker, Fraktionsvorsitzender der LINKEN in Charlottenburg-Wilmersdorf, kritisiert das Konzept der DB als »intransparent«. »Was hier als ›smart‹ angepriesen wird, hat mit den Menschen, die den Bahnhof und den Bahnhofsvorplatz nutzen, wenig zu tun.« Der Bahnhofsvorplatz in Charlottenburg werde wie vielerorts auch von obdach- und wohnungslosen Menschen genutzt. Ob man hier mitbedacht habe, was eine »attraktive« Umgestaltung für diese Gruppe bedeute, könne er nicht erkennen. Statt sozialen Aspekten dominiere das Vorhaben die Idee von einem neoliberalen, unternehmerischen Stadtumbau. »Es soll zukünftig auch Public WLAN geben. Wie verwendet die DB die Daten der Nutzer?« Auf konkrete Nachfragen in der Bezirksverordnetenversammlung habe die DB keine Antworten gegeben. »Viel Lärm um nichts«, so Schenker.