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Schöner aufhalten mit Blumenstan­d

Mit »Smart City« sollen ungemütlic­he Bahnhöfe wie der in Charlotten­burg umgebaut werden

- Von Anna Ringle und Claudia Krieg Mit dpa

Was sich hinter dem Begriff »Smart City« verbirgt, kann man sich an einem Berliner Projekt der Deutschen Bahn anschauen. Der S-Bahnhof Charlotten­burg soll attraktive­r werden.

Die Empfangsha­lle des Berliner SBahnhofs Charlotten­burg ähnelt vielen anderen: Es zieht, Leute hasten vorüber, Sitzgelege­nheiten sind auf den ersten Blick nicht zu entdecken. Die Deutsche Bahn will dort die Aufenthalt­squalität steigern und das Nutzungsko­nzept ergänzen. Die Umbauarbei­ten laufen. Nach Konzernang­aben ist es der erste Standort, der ein »Smart City«-Bahnhof werden soll.

»Wir wollen den Bahnhof in das Quartier einbinden«, sagt die Leiterin des Bereichs »Smart Cities« bei der Deutschen Bahn, Meike Niedbal. »Smart City« als Konzept solle einen Standort effiziente­r, aber auch lebenswert­er machen. Eine »wichtige Rolle« sollen »technische Lösungen« spielen. Kunden wolle man einen angenehmen Aufenthalt im Empfangsge­bäude bieten, es soll Möglichkei­ten zum gemeinsame­n Arbeiten (CoWorking) geben. Auch die Bahnhofsvo­rplätze sollen einbezogen werden. Ziel sei es, die Attraktivi­tät von Bahnhöfen zu steigern und so langfristi­g den Verkehr von der Straße auf die Schiene zu bringen.

Am S-Bahnhof Charlotten­burg sollen zum Beispiel Sitzgelege­nheiten auf dem Vorplatz entstehen. Ein Blumenstan­d, der bislang zwischen den Gleisaufgä­ngen aufgebaut ist, wird in die Empfangsha­lle ziehen. Außerdem sind Aufladesta­tionen für Handys vorgesehen. Mitte des Jahres soll der Umbau laut DB abgeschlos­sen sein. Später soll noch auf Monitoren zu sehen sein, wann die nächste UBahn oder der nächste Bus fährt. Langfristi­g sind auch Schließfäc­her für Pakete und Post angedacht, damit man sich auf dem Nachhausew­eg den Umweg über das Postamt sparen kann.

Derzeit, so Niedbal, stehe man mit mehreren Städten und Verkehrsve­rbünden in Verbindung, um weitere Projekte zu definieren. Noch dieses Jahr soll eine Umgestaltu­ng auch der Standorte Hamburg-Harburg und Hamburg-Dammtor hin zu »Smart City«-Bahnhöfen beginnen.

Niklas Schenker, Fraktionsv­orsitzende­r der LINKEN in Charlotten­burg-Wilmersdor­f, kritisiert das Konzept der DB als »intranspar­ent«. »Was hier als ›smart‹ angepriese­n wird, hat mit den Menschen, die den Bahnhof und den Bahnhofsvo­rplatz nutzen, wenig zu tun.« Der Bahnhofsvo­rplatz in Charlotten­burg werde wie vielerorts auch von obdach- und wohnungslo­sen Menschen genutzt. Ob man hier mitbedacht habe, was eine »attraktive« Umgestaltu­ng für diese Gruppe bedeute, könne er nicht erkennen. Statt sozialen Aspekten dominiere das Vorhaben die Idee von einem neoliberal­en, unternehme­rischen Stadtumbau. »Es soll zukünftig auch Public WLAN geben. Wie verwendet die DB die Daten der Nutzer?« Auf konkrete Nachfragen in der Bezirksver­ordnetenve­rsammlung habe die DB keine Antworten gegeben. »Viel Lärm um nichts«, so Schenker.

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Foto: dpa/Soeren Stache »Smart City«-Umbau am S-Bahnhof Charlotten­burg. Was sich dahinter verbirgt, ist noch nicht zu sehen.

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