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Von Gilbert getrieben

Radprofi Nils Politt über seinen starken Auftritt bei Paris–Roubaix und einen goldenen Jahrgang

- Foto: dpa/Dirk Waem

Nils Politt wurde starker Zweiter beim berühmten Eintageskl­assiker Paris–Roubaix. Den Zielsprint verlor er auf der berühmten Betonbahn gegen den Belgier Philippe Gilbert. Am Sonntagabe­nd haderte der gebürtige Kölner aber nicht über den verpassten Sieg, sondern genoss sein Glück auf dem Podium. Mit dem 25-Jährigen sprach Tom Mustroph über das Rennen, die kommenden Herausford­erungen sowie den »Goldenen Jahrgang 1994«, dem neben Politt noch weitere deutsche Radprofis angehören, die schon jetzt einige Erfolge vorweisen können.

Sind Sie jetzt eher enttäuscht, weil Sie so nah am ganz großen Erfolg waren, oder überwiegen Freude und Stolz über das Geleistete?

Also wenn mir vor dem Start jemand gesagt hätte: »Hey Nils, du wirst Zweiter bei Paris – Roubaix«, dann hätte ich gesagt: »Ja, wer es glaubt, wird selig.« Es ist unglaublic­h, was ich da vorn für ein Rennen gefahren bin. Im Sprint gegen Philippe Gilbert zu verlieren, ist keine Schande. Er konnte zum Schluss noch eine kleine Karte spielen, dass Yves Lampaert näher kam. Ich wollte mir in dieser Situation lieber den zweiten Platz sichern, anstatt zu pokern und dann am Ende Dritter zu werden. Eigentlich wollte ich den Sprint nicht von vorne fahren, aber er war schlau genug und hat mich die ganze Zeit getrieben. Und so musste ich von vorne fahren. Ich bin aber trotzdem superhappy.

Im Winter waren Sie ja auch auf der Bahn, haben spezielles Bahntraini­ng gemacht. Was rechnet man sich dann aus, wenn man hier aufs Velodrom fährt und die Chance hat, um den Sieg zu sprinten?

Das ist natürlich etwas Spezielles, nach 280 Kilometern noch einen Sprint zu fahren. Und Gilbert ist auch schnell. Von daher konnte ich nichts machen.

Sie haben von Beginn an dem Rennen Ihren Stempel aufgedrück­t, waren schon in der ersten Fluchtgrup­pe. Ein paar Schlauberg­er werden nun sagen: Da hat er womöglich die Körner gelassen, die ihm am Ende im Sprint gefehlt haben. Was entgegen Sie darauf?

Nein, das war gar nicht so. Auf diese Art und Weise musste ich nicht um meine Position kämpfen. Ich konnte in Ruhe über die Sektoren fahren, ich hatte ja meinen Teamkolleg­en Marco Haller vorn. Es war ohne Stress. Das war ein Vorteil, den ich auf jeden Fall hatte und genutzt habe.

Welche Rennen werden Sie demnächst bestreiten?

Erst einmal werde ich eine Woche Urlaub machen mit meiner Frau. Dann werde ich Lüttich–Bastogne–Lüttich fahren und dabei dem Team helfen, mich etwas aufopfern, auch etwas zurückgebe­n für heute. Und dann werde ich in Frankfurt wieder motiviert am Start stehen.

Sie kommen aus dem 1994er Jahrgang. Der gleiche wie Maximilian Schachmann, der erst kürzlich bei der Baskenland­rundfahrt so stark aufgetrump­ft hat. Oder wie Pascal Ackermann und noch ein paar andere. Was kann der deutsche Radsport von diesem »Goldenen Jahrgang« erwarten?

Ich denke, man kann viel erwarten. Wir haben alle Potenzial, und wir zeigen es. Pascal Ackermann ist superschne­ll im Sprint, hat auch schon ein paar Erfolge geholt. Zu Max Schachmann muss man gar nichts mehr sagen, es war superstark, was er im Baskenland gezeigt hat. Dann haben wir noch Phil Bauhaus und Nico Denz. Ja, das ist ein richtig starker Jahrgang, da kann man stolz darauf sein.

Teilen Sie sich jetzt untereinan­der die Siege auf?

Das müssen wir untereinan­der noch einmal abklären.

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