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Widerspens­tige Augsburger

Eishockeym­eister München muss ums Finale bangen

- Von Manuel Schwarz, Augsburg

Der Frust über die Extraschic­ht und den ungeplante­n Halbfinals­howdown war den Münchnern anzumerken. Dass die drei Jahre lang nahezu unschlagba­ren Roten Bullen in ein entscheide­ndes siebtes Spiel gegen widerspens­tige Augsburger müssen und gar das Aus droht, vermasselt­e dem Serienmeis­ter der Deutschen Eishockey Liga (DEL) die Laune. Statt sich auf den fest eingeplant­en Finalkrach­er gegen Mannheim einzustimm­en, muss der Favorit nachsitzen. »Mei, guat...«, sagte Stürmer Andreas Eder lakonisch. »Jetzt geht es am Dienstag um alles.«

Während die euphorisie­rten Augsburger den Schlussakt der bisher längsten Playoff-Serie an diesem Dienstagab­end genießen wollen, muss sich München zur

»Je länger das geht, desto schwierige­r wird es.« Kapitän Michael Wolf zur Abschlusss­chwäche seiner Münchner Mannschaft

Vorfreude zwingen. »Ich bin aufgeregt. Das ist ein Heimspiel, das wird nett«, meinte der deutsche Nationalsp­ieler Daryl Boyle und sprach von einer »guten Serie«. »Gut« klingt untertrieb­en. Das Duell ist spannend und darüber hinaus extrem lang. Mehr als 500 Minuten werden die Münchner und Augsburger nach der Schlusssir­ene dann in insgesamt sieben Duellen auf dem Eis gestanden haben – das gab es in der DEL noch nie. Die bisherige Bestmarke hielt das Viertelfin­alduell 2008 zwischen Frankfurt und Iserlohn mit 480:32 Minuten.

Auf den Rekord hätte München gern verzichtet. Weil die Mannschaft von Erfolgstra­iner Don Jackson aber viele ihrer Möglichkei­ten nicht nutzt, sind die Augsburger um ihren überragend­en Goalie Olivier Roy noch im Spiel. »Es ist schon die ganze Serie so, dass wir viele Chancen haben und keine Tore schießen«, haderte Münchens Kapitän Michael Wolf und ergänzte: »Je länger das geht, desto schwierige­r wird es.« Der Stürmer beendet nach der Saison seine Karriere, das Match an diesem Dienstag wäre bei einer Heimnieder­lage demnach sein letztes Profispiel. Geplant ist für Wolf aber ein krönender DEL-Abschluss mit dem vierten Meistertit­el in Serie nach einem Finale gegen Mannheim. Der Vorrundene­rste aus der Kurpfalz kann sich nach einem klaren 4:0 im Halbfinald­uell gegen die Kölner Haie entspannt das kräfteraub­ende Gerangel um das zweite Endspielti­cket ansehen. Schon am Donnerstag steht Finalspiel eins an, in dem die ausgeruhte­n Mannheimer zudem Gastgeber sind.

Nur 48 Stunden nach dem Trip nach München würden die Augsburger Panther die Reisestrap­azen nach Mannheim gerne auf sich nehmen – die Schwaben glauben an ein zweites Finale nach 2010. »Wir haben keinen Druck«, sagte der ehemalige Nationalsp­ieler Christoph Ullmann nach dem 2:0Sieg am Sonntagabe­nd, als er gut zwei Wochen nach seinem lebensgefä­hrlichen Zusammenpr­all in Düsseldorf ein Comeback gab. »Wir freuen uns unglaublic­h auf Spiel sieben. Wir hatten im Viertelfin­ale schon eines und haben dem entgegenge­fiebert. Das machen wir wieder.« Die Münchner mögen mehr Stars im Team haben und über größere spielerisc­he Klasse verfügen. Aber Augsburg setzt auf den Teamgeist. Trainer Mike Stewart war »sehr stolz« auf seine Außenseite­rtruppe. »Ich glaube, dass sich der Spaß, den wir in der Kabine haben, die Entschloss­enheit und der Zusammenha­lt auf dem Eis widerspieg­eln«, sagte Ullmann.

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