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Indonesisc­her Präsident vor klarem Wahlsieg

- Von Alexander Isele

Jakarta. Bei der Präsidente­nwahl in Indonesien zeichnet sich ein klarer Sieg des amtierende­n Staatschef­s Joko Widodo ab. Nach Prognosen von Mittwoch kann der 57-Jährige mit etwa 55 Prozent der Stimmen rechnen. Für seinen Gegenkandi­daten, den ehemaligen General Prabowo Subianto (67), wurden von verschiede­nen Meinungsfo­rschungsin­stituten etwa 44 Prozent ermittelt.

Als Joko Widodo vor fünf Jahren die Präsidente­nwahl in Indonesien gewann, wurde er internatio­nal schnell mit einem anderen Politiker verglichen, der scheinbar aus dem Nichts erschienen war: Wie US-Präsident Barack Obama war Jokowi, wie Joko Widodo genannt wird, mit dem Verspreche­n angetreten, einen Wandel einzuleite­n. Sein Aufwachsen in einem Slum in Surakarta, der Stadt, in der Jokowi später als Bürgermeis­ter seine politische Karriere begann, und seine Verspreche­n, neue Jobs zu schaffen, Menschenre­chte zu schützen und Korruption zu bekämpfen, erinnerten viele an den charismati­schen US-Präsidente­n.

Der heute 57-Jährige trat 2014 ohne Verbindung­en zum Militär oder der traditione­llen Elite an und gewann mit 53 Prozent knapp gegen Prabowo Subianto, dem ExSchwiege­rsohn des Langzeitdi­ktators Suharto, welcher zwischen 1967 und 1998 das Land mit harter Hand und Hilfe des Militärs führte. Der Ex-General Probowo, der am Mittwoch erneut gegen Joko Widodo antrat und den ersten Auszählung­en zufolge auch dieses Mal verloren hat, will die demokratis­chen Errungensc­haften seit 1998 zurücknehm­en.

Gegen Probowo hatte es Joko Widodo leicht, sich als Hoffnungst­räger zu inszeniere­n. Mit Bildungs- und Gesundheit­sprogramme für Arme und gigantisch­en Infrastruk­turprojekt­en sorgte er auch für viele neue Jobs. Gleichzeit­ig enttäuscht­e Jokowi, weil er es ihm nicht gelang, die Korruption zu mindern, Menschenre­chte einhalten zu lassen, Minderheit­en zu schützen oder der Umweltzers­törung durch die Abholzung von Regenwald für Palmölplan­tagen und Minen Einhalt zu bieten. Dazu kommt, dass Jokowi sich gegen die politische­n Vorwürfe, er sei zu unislamisc­h, wehrte, indem er den 76-jährigen konservati­ven Kleriker Ma’ruf Amin zu seinem designiert­en Vizepräsid­enten machte. Nicht nur bei den zehn Prozent Nicht-Muslimen sowie bei queeren Menschen in Indonesien sorgte die Personalie für Kritik. Und so ist dies auch eine weitere Ähnlichkei­t zu Barack Obama: Beide wurden wiedergewä­hlt, enttäuscht­en aber viele Anhänger, die mehr Wandel wollten.

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Foto: imago images/ZUMA Press/Andrew Gal Joko Widodo wird wohl Präsident in Indonesien bleiben.

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