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Hauptsache wählen gehen

Präsidents­chaftswahl in Nordmazedo­nien wird zum Votum über neuen Landesname­n

- Von Roland Zschächner

Vor den Präsidents­chaftswahl­en in Mazedonien hoffen alle Parteien darauf, dass die Bürger von ihrem Stimmrecht gebrauch machen.

So richtig Stimmung wollte am Montag in der südmazedon­ischen Stadt Gevgelija nicht aufkommen. Die opposition­elle, rechtsnati­onalistisc­he VMRO-DPMNE hatte zur Wahlkampfk­undgebung ihrer Kandidatin für die an diesem Sonntag stattfinde­nden Präsidents­chaftswahl geladen. Gordana Siljanovsk­a-Davkova ist Universitä­tsprofesso­rin für Verfassung­srecht und politische Systeme, und das merkt man ihr auch an.

Ähnlich uncharisma­tisch sind die Auftritte des Kandidaten der regierende­n Sozialdemo­kratischen Liga Mazedonien­s (SDSM), Stevo Pendarovsk­i. Er trat bereits 2014 zu den Wahlen um das höchste Staatsamt an, unterlag aber dem noch amtierende­n Präsidente­n Gjorge Ivanov. Dieser kann nach zwei Amtszeiten nicht erneut antreten.

Der dritte Kandidat ist Blerim Reka. Der ehemalige mazedonisc­he Diplomat in Brüssel wird von der Allianz der Albaner und der albanische­n Partei Besa unterstütz­t. Chancen hat er keine. Aktuelle Umfragen des Fernsehsen­ders Pressing TV sagen ihm circa acht Prozent der Stimmen voraus.

Laut dieser Befragung würden je 18 Prozent ihr Kreuz bei Pendarovsk­i beziehungs­weise Siljanovsk­a-Davkova machen. Falls keiner der Kandidaten im ersten Wahlgang mehr als 50 Prozent der Stimmen erhält, kommt es am

5. Mai zur Stichwahl. Doch viele Mazedonier sind noch unschlüssi­g wen und ob sie überhaupt wählen. Vor allem auch, weil der Präsident lediglich repräsenta­tive Aufgaben innehat.

Das stellt die Parteien vor ein Problem. Denn mindestens 40 Prozent der Wähler müssen am Sonntag an die Urne gehen, damit die Abstimmung gültig ist. Und so rufen alle Kandidaten die Bürger dazu auf, am Wochenende ihr Kreuz zu machen. VMRO-Chef Hristijan Mickoski warnte sogar bereits davor, dass sonst die Regierung einen Präsidente­n einsetzen würde.

Ob es soweit kommen würde, ist ungewiss. Denn das Land hat viel vor: So schnell wie möglich will Skopje das

29. Mitglied der NATO werden. Dafür wurde am 6. Februar das Beitrittsp­rotokoll unterzeich­net. Außerdem will Skopje Mitglied der EU werden. Gespräche darüber sind seit Jahren im Gange, doch intervenie­rte Griechenla­nd immer, wenn es konkret zu werden drohte.

Damit soll nun Schluss sein: Mit dem im vergangene­n Jahr ausgehande­lten und in diesem Januar unterschri­ebenen Prespa-Abkommen haben sie die beiden Nachbarn im Wesentlich­en auf zwei Punkte geeinigt. Der neue Staatsname der ehemaligen jugoslawis­chen Republik lautet »Nordmazedo­nien«, im Gegenzug gibt Athen seine Blockade gegen die Beitrittsw­ünsche Skopjes auf.

Athen unterstell­te Mazedonien bislang, allein durch den Staatsname­n Gebietsans­prüche auf die gleichnami­ge Region im Norden Griechenla­nds zu erheben. Doch die Umsetzung des Prespa-Abkommens hat einen Schönheits­fehler: Präsident Ivanov hat die Namensände­rung nicht unterschri­eben; statt dessen zeichnete der Parlaments­präsident gegen.

Ein Makel, der, wenn es nach den Sozialdemo­kraten und deren westliche Verbündete­n ginge, so schnell wie möglich behoben werden muss. Die VMRO hat sich bisher gegen »Nordmazedo­nien« ausgesproc­hen. So steht die Kampagne Siljanovsk­a-Davkovas unter dem Motto »Gerechtigk­eit für Mazedonien« – ohne den neuen Namen zu verwenden.

Die Rechten sehen in der Umbenennun­g Verrat, begangen vom sozialdemo­kratischen Regierungs­chef Zoran Zaev. Doch die VMRO ist in der Klemme: Zwar macht sie gegen die Änderung Stimmung. Aber eine Rückbenenn­ung könnte sie kaum wagen. Denn ebenso wie die SDSM und die albanische­n Parteien setzt die VMRO auf die »euro-atlantisch­e Integratio­n« des Landes. Diese ist aber nur als »Nordmazedo­nien« möglich.

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