nd.DerTag

Scheuers PR-Vorstoß

Hans-Gerd Öfinger über den Vorschlag des Verkehrsmi­nisters zur Bahn

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Als guter Katholik zieht Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer kurz vor Ostern »Hosianna«-Rufe nervenzehr­enden »Kreuzigt ihn!«-Parolen vor. »Scheuer muss weg!«, lautete der Slogan aufgebrach­ter Taxifahrer, die Mitte vergangene­r Woche aus Protest gegen die geplante Deregulier­ung und Liberalisi­erung des Fahrdienst­marktes den Verkehr lähmten. Nun setzt der CSU-Mann und Autolobbyi­st auf ein Thema, mit dem er bei Klimaschüt­zern und Gewerkscha­ften punkten will. Sein Ruf nach einer Mehrwertst­euersenkun­g für Fernverkeh­rszüge der Deutschen Bahn von 19 auf sieben Prozent ist überfällig. Dies kann nur ein winziger Schritt auf dem Weg zu einer radikalen Verkehrswe­nde sein, mit der die Eisenbahn zum Rückgrat einer sozialen und klimafreun­dlichen Infrastruk­tur werden muss.

Vielleicht will Scheuer mit seinem PR-Vorstoß vergessen machen, dass sein für das Eisenbahnw­esen zuständige­r Parlamenta­rischer Staatssekr­etär Enak Ferlemann der angeschlag­enen DB eine andere Therapie vorschlug. Er wollte die Fahrpreise stark anheben, um Investitio­nen zu finanziere­n. Machen wir uns nichts vor: Die Bahn braucht keine praxisfern­en Berater und Vorgesetzt­en wie Scheuer und Ferlemann, die letztlich am Privatisie­rungskurs festhalten. Sie gehört unter die Kontrolle von echten Fachleuten und Praktikern. Lasst die Eisenbahne­r ran! Sie können es besser!

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