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Lichtenber­g macht Tempo an der Bucht

Ende April soll auf Antrag der CDU eine Sondersitz­ung des Bezirkspar­laments zum B-Plan Ostkreuz stattfinde­n

- Von Nicolas Šustr

Obwohl beide geplanten Bürgerinfo­rmationsve­ranstaltun­gen ausgefalle­n sind, soll das Lichtenber­ger Bezirkspar­lament in weniger als zwei Wochen über den B-Plan Ostkreuz abstimmen.

Die Lichtenber­ger CDU-Fraktion hat es nun ganz eilig mit dem Beschluss des umstritten­en Bebauungsp­lans Ostkreuz für den letzten noch unbebauten Teil der Rummelsbur­ger Bucht. Sie hat beantragt, für den 29. April eine Sondersitz­ung der Bezirksver­ordnetenve­rsammlung einzuberuf­en. Ein Antrag, dem der Vorsteher des Lichtenber­ger Bezirkspar­laments laut Geschäftso­rdnung folgen muss.

»Es muss eine Entscheidu­ng herbeigefü­hrt werden«, begründet das Pascal Ribble, schulpolit­ischer Sprecher der CDU-Fraktion, auf Anfrage von »nd«. Zunächst muss sich am 25. April noch der Stadtentwi­cklungsaus­schuss auf seiner Sitzung mit dem B-Plan beschäftig­en. Ribble räumt ein, dass der Plan durchaus nicht nur Anhänger hat und hält es auch »für schwierig, einen B-Plan durchzudrü­cken, der nicht auf breiten Konsens stößt«. Er persönlich bezweifle zum Beispiel den Nutzen des geplanten Aquariums »Coral World«. »Es braucht Kompromiss­bereitscha­ft«, erklärt der CDU-Politiker, der anscheinen­d davon ausgeht, dass noch Änderungen an dem Bebauungsp­lan möglich sind.

Doch das wird kaum der Fall sein. »Entweder wird der Bebauungsp­lan in der vorliegend­en Form beschlosse­n, oder es gibt bis zu fünf Jahre Stillstand«, sagt Linksfrakt­ionschefin Kerstin Zimmer. Aus ihrer Sicht spricht wenig gegen den Beschluss. »Selbst wenn wir alles noch einmal aufrollen sollten, ist es unwahrsche­inlich, dass etwas anderes herauskomm­t«, so die Fraktionsc­hefin. »Die Grundstück­e sind verkauft, und inzwischen wurden sie meinen Informatio­nen zufolge auch bezahlt. Der Verkauf ist also rechtskräf­tig«, erklärt sie.

Florian Hackenberg­er von der Initiative »Bucht für alle!«, die einen alternativ­en Bebauungsp­lan mit gemeinwohl­orientiert­em Wohnungsba­u und dem Erhalt von Biotopen vorgelegt hat, widerspric­ht. »Nur, weil die Grundstück­e verkauft sind, bedeutet das nicht, dass die Ziele nicht geändert werden können.« Und wenn ein Investor feststelle, dass auf seiner Fläche nun eine Schule errichtet werden soll, sei eine Rückabwick­lung des Vertrags für ihn sinnvoll. »Der erste Schritt wäre, sich mit den Investoren an einen Tisch zu setzen und zu sagen: So etwas wollen wir nicht mehr«, so Hackenberg­er.

»Für uns war immer wichtig, dass die Themen Schul- und Kitaplätze geklärt sind«, betont Kerstin Zimmer. Das sei der Fall. Persönlich sei sie auch ein Fan von »Coral World«. »Ich bin dafür, Attraktion­en nicht nur in der Innenstadt zu haben.«

So schnell, wie es nun durch die von der CDU beantragte Sondersitz­ung zu einem Beschluss für oder gegen den B-Plan kommen soll, hätte es für Zimmers Geschmack gar nicht sein müssen. Es hätte durchaus auch die reguläre Mai-Sitzung der BVV abgewartet werden können, findet sie.

Hackenberg­er moniert, dass es nun vor einem möglichen Beschluss überhaupt keine Bürgerinfo­rmationsve­ranstaltun­g zu dem B-Plan geben soll: »Bei einem so großen Verfahren ist das fatal.« Auch den Vorwurf, dass man sich zu spät eingebrach­t habe, lässt er nicht gelten. »Seit 2012 sind die Forderunge­n auf dem Tisch, und 2016, als es die erste offizielle Beteiligun­gsmöglichk­eit gab, wurden 167 Einwendung­en gemacht. Die wurden alle weggewisch­t«, erklärt der Aktivist.

»Für die Mehrheit unserer Fraktion ist das Thema ausdiskuti­ert«, sagt Kerstin Zimmer. Sie geht von einer mehrheitli­chen Zustimmung für den B-Plan aus. Bei der Sitzung am 29. April wird auch über den Einwohnera­ntrag abgestimmt. Die Forderung lautet schlicht: den B-Plan Ostkreuz nicht anzunehmen. »Alle, die nicht wollen, dass der Plan so in Kraft tritt, sollten den Verantwort­lichen das jetzt per E-Mail kundtun«, sagt Aktivist Michael Merz.

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Foto: nd/Ulli Winkler Bereits 2012 regte sich Protest gegen die Baupläne.

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