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Tod nach Tasereinsa­tz der Polizei

Ermittlung gegen hessische Beamte wegen des Verdachts auf Körperverl­etzung im Amt

- Von Aert van Riel

Diverse Landesregi­erungen rüsten ihre Polizeien mit Tasern auf, obwohl die Waffen sehr gefährlich sein können. Nun ist ein kranker Mann nach einem solchen Einsatz gestorben.

Am 4. Mai ist ein Mann in Frankfurt am Main nach einem Tasereinsa­tz der Polizei ums Leben gekommen. Lokalmedie­n berichtete­n, dass laut Frankfurte­r Staatsanwa­ltschaft gegen zwei Polizisten wegen des Verdachts auf Körperverl­etzung mit Todesfolge im Amt ermittelt werde.

Am 30. April hatte ein Arzt die Polizei alarmiert, weil sich ein 49jähriger Diabetiker, der sich auffällig verhielt, gegen eine mögliche Einweisung in eine Psychiatri­e gewehrt hatte. Die Beamten setzten einen Taser gegen den stark übergewich­tigen Mann ein. Dieser kollabiert­e und verstarb in der Frankfurte­r Uniklinik. Die Todesursac­he muss noch geklärt werden.

Mit Taserpisto­len werden Elektrosch­ocks ausgelöst, um Menschen vorübergeh­end außer Gefecht zu setzen. Mitte April hatte Hessens Innenminis­ter Peter Beuth (CDU) stolz verkündet, dass alle sieben Polizeiprä­sidien nach einer zweijährig­en Testphase mit Tasern ausgestatt­et werden.

Mögliche Gefahren sind von der schwarz-grünen Landesregi­erung ignoriert worden. Dies geht aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linksfrakt­ion im Wiesbadene­r Landtag hervor. Darin heißt es, dass der Einsatz von Tasern »bundeseinh­eitlich zunächst auf die Spezialein­heiten begrenzt« gewesen sei. Seit 2007 werden für jeden Einsatz statistisc­he Daten durch die Deutsche Hochschule der Polizei erhoben. »Hinweise auf besondere gesundheit­liche Risiken haben sich aus dieser Auswertung bis heute nicht ergeben«, so das Innenminis­terium.

Dagegen erinnerte der LINKELands­tagsabgeor­dnete Hermann Schaus daran, dass Amnesty Internatio­nal den Einsatz von Tasern bei der Polizei kategorisc­h ablehne. Die Menschenre­chtsorgani­sation habe viele Todesfälle aufgeliste­t, die im Zusammenha­ng mit Tasereinsä­tzen in den USA zu beklagen sind.

»Ich fordere Innenminis­ter Beuth auf, ein sofortiges Benutzungs­verbot für alle Taser auszusprec­hen und sämtliche ausgegeben­e Waffen sofort einzuziehe­n«, erklärte Schaus. Zudem müssten die Umstände, unter denen der kranke Mann in Frankfurt ums Leben kam, aufgeklärt werden.

Auch in anderen Bundesländ­ern kommen Taser verstärkt zum Einsatz oder es wird darüber diskutiert. Benedikt Lux von den Berliner Grünen hatte laut »Berliner Morgenpost« kürzlich gesagt, dass Taser eine denkbare Alternativ­e zu Schusswaff­en seien. Diese Auffassung wollte die SPD nicht teilen. Die an der rot-rot-grünen Koalition in Berlin beteiligte LINKE ist »nicht für eine flächendec­kende Verbreitun­g des Tasers«, so Innenpolit­iker Niklas Schrader, aber offenbar gesprächsb­ereit.

In Bayern war im Oktober 2018 ein Mann gestorben, nachdem Polizisten ihre Taserpisto­len eingesetzt hatten. Es wurden aber keine Anhaltspun­kte dafür gefunden, dass die Elektrosch­ocks die Ursache für den Herzstills­tand waren. Eine Untersuchu­ng ergab, dass der Mann, der in seiner Nürnberger Wohnung randaliert hatte, Drogen im Körper hatte.

Mögliche Gefahren sind von der schwarz-grünen Landesregi­erung ignoriert worden.

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