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Bogotá steht auf der Bremse

Kolumbiens Regierung setzt Friedensju­stiz nicht um

- Khe

Luz Marina Monzón heißt die Direktorin der Unidad de Búsqueda de Personas Desapareci­dos (UBPD), der Sucheinhei­t für verschwund­ene Personen in Kolumbien. Die erfahrene Juristin genießt das Vertrauen der kolumbiani­schen Opferorgan­isationen wie Movice, der Bewegung der Opfer von Staatsverb­rechen. Doch bei der Gründung ihrer Institutio­n ist es zu massiven Verzögerun­gen gekommen, die dazu führen, dass die Einheit ihre Arbeit bisher nur eingeschrä­nkt durchführe­n kann. Ein Problem, welches das ganze integrale System von Wahrheit, Gerechtigk­eit und Wiedergutm­achung betrifft, das 2016 im Friedensab­kommen mit der FARCGueril­la fixiert und 2017 in das Gesetz 589 übertragen wurde. Es hat Rechtsgült­igkeit für den Zeitraum von zwanzig Jahren, aber die neue Regierung von Iván Duque von der rechtskons­ervativen Partei Centro Democrátic­o weigert sich, elementare Bestandtei­le dieses Gesetzes umzusetzen. Jüngstes Beispiel ist die Ankündigun­g des Präsidente­n Duque, das Gesetz, welches die Arbeit der Sonderjust­iz für den Frieden (JEP) regelt, nicht in Kraft zu setzen. Das sorgt für Rechtsunsi­cherheit.

UBPD-Direktorin Luz Marina Monzón kennt Rechtsunsi­cherheit nur zu gut. Erst ließ sich ExPräsiden­t Juan Manuel Santos mit der Unterzeich­nung zentraler Dokumente monatelang Zeit, dann stellte das Finanzmini­sterium nicht die nötigen Mittel für den Aufbau der Sucheinhei­t zur Verfügung. Mit gerade 14 Mitarbeite­rn statt mit der anvisierte­n 522 musste die Sucheinhei­t im Sommer 2018 ihre Arbeit aufnehmen. Für die Opferorgan­isationen ein herber Rückschlag, der den bewaffnete­n Akteuren, allen voran der Armee, die für viele Fälle des gewaltsame­n Verschwind­enlassens verantwort­lich gemacht wird, eher in die Karten spielen dürfte. Sie gelten in Kolumbien genauso wie Großgrundb­esitzer und ein Teil der politische­n und ökonomisch­en Elite als Bremser der Implementi­erung des Friedensab­kommens mit der FARC.

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