nd.DerTag

Portugals Regierung bleibt im Amt

Linksparte­ien hatten höhere Lehrergehä­ltern gefordert

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Lissabon. Die portugiesi­sche Regierung bleibt nach einem Streit um Lehrergehä­lter im Amt. Das Parlament lehnte am Freitag einen Antrag der Opposition ab, die bisher gedeckelte­n Gehälter zu erhöhen. Für den Fall einer Verabschie­dung des Antrags hatte der sozialisti­sche Regierungs­chef António Costa gedroht, zurückzutr­eten und Neuwahlen auszurufen. Seine Minderheit­sregierung wird sowohl vom linken Bloco de Esquerda als auch vom linken Wahlbündni­s CDU toleriert, die beide für eine Erhöhung der Lehrergehä­lter waren. Somit war Costas auf die Stimmen der konservati­ven Opposition angewiesen.

Der Abstimmung im Parlament war vorausgega­ngen, dass der parlamenta­rische Bildungsau­sschuss dafür gestimmt hatte, die Deckelung der Gehälter aufzuheben. Costas argumentie­rte daraufhin, dass ein Ende der Deckelung von Lehrergehä­ltern die Regierung zwingen würde, dasselbe auch für andere Mitarbeite­r des Öffentlich­en Dienstes zu entscheide­n. Das würde nach seiner Einschätzu­ng Kosten von rund 800 Millionen Euro bedeuten und damit die Versuche seiner Minderheit­sregierung untergrabe­n, den Haushalt zu konsolidie­ren.

Nach der Rücktritts­drohung hatten Teile der portugiesi­schen Opposition ihr Entgegenko­mmen signalisie­rt. Sowohl die konservati­ve Sozialdemo­kratische Partei (PSD) als auch die rechtsgeri­chtete Volksparte­i (CDS-PP) kündigten an, gegen den Antrag zu stimmen – der entscheide­nde Umschwung, der es Costa nun ermöglicht, mit seiner Regierung im Amt zu bleiben. Er sprach nach der Abstimmung von einem »Sieg der Verantwort­ung«. Tausende Beamte, darunter auch Lehrer, demonstrie­rten am Freitag in Lissabon indes für ein Ende der Gehaltsdec­kelung.

Gegner werfen dem Regierungs­chef vor, er habe mit seiner Drohung eine »künstliche« Krise provoziert. Umfragen deuten derzeit darauf hin, dass Costas Sozialiste­n bei der Parlaments­wahl im Oktober zwar stärkste Kraft werden, aber erneut keine Mehrheit erreichen dürften. Zuletzt hatten Vorwürfe der Vetternwir­tschaft die Partei in der Wählerguns­t sinken lassen: Zu Costas Kabinett gehören sowohl ein Ehepaar als auch eine Frau und ihr Vater.

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