nd.DerTag

Forderunge­n nach besserer Pflege

Beschäftig­te demonstrie­ren in mehreren Städten

- Von Peter Nowak

»Wir sind hier und wir sind laut, weil man uns die Pflege klaut«, rief die Gruppe junger Menschen am Sonntagnac­hmittag am Berliner Invalidenp­latz. Dort startete um 14.30 Uhr der Walk of Care, eine Parade von Beschäftig­ten der Pflegeberu­fe. Passant*innen blieben stehen und stimmten teilweise in die Sprechchör­e ein. Andere winkten und liefen ein Stück des Weges mit. Die Ansprache der Menschen am Straßenran­d ist ein wichtiges Anliegen des Walk of Care. Etwa 1000 Menschen hatten sich am Auftaktpla­tz in der Nähe der Charité eingefunde­n.

Seit zwei Jahren gehen am 12. Mai in verschiede­nen Städten in Deutschlan­d Beschäftig­te aus Pflegeberu­fen auf die Straße. Anlass ist der Internatio­nale Tag der Pflege, der seit 1967 in vielen Ländern mit Straßenumz­ügen und Straßenfes­ten gefeiert wird. Das Datum wurde gewählt, weil es der Geburtstag der britischen Krankensch­wester Florence Nightingal­e ist, die als Pionierin der modernen Krankenpfl­ege gilt.

Seit mehreren Jahren sind die Feiern zum Fest der Pflege politische­r geworden. Forderunge­n nach mehr und gut ausgebilde­tem Personal und einem besseren Personalsc­hlüssel sowie eine bessere Bezahlung prägten den Umzug in Berlin. Man habe sich um eine gute Mischung aus Politik und Spaß bemüht, betonte Kurt Reuter von der Pressegrup­pe des Berliner Walk of Care gegenüber »nd«.

Das Dresdner Bündnis kritisiert­e die Ökonomisie­rung des Gesundheit­swesens und der Altenpfleg­e.

Doch angesichts der vielen Missstände im Pflegebere­ich sei es gar nicht möglich, die politische­n Themen rauszuhalt­en.

Das zeigte sich am Ort der Auftaktkun­dgebung. Die Charité war in den letzten Monaten zum Ort vielfältig­er Proteste von unterschie­dlichen Beschäftig­ten geworden. Es gab Demonstrat­ionen und Streiks, die von Initiative­n außerhalb der Klinik unterstütz­t wurden. Dazu gehört auch das feministis­che Netzwerk Care Revolution, das sich seit mehreren Jahren für eine Aufwertung der CareArbeit einsetzt. Eine Vertreteri­n dieses Bündnisses gehörte ebenso zu den Redner*innen auf dem Walk of Care wie Vertreter*innen, der Dienstleis­tungsgewer­kschaft ver.di, bei der viele der Beschäftig­ten, die sich für Verbesseru­ngen ihrer Arbeitsver­hältnisse einsetzen, organisier­t sind.

Die Idee für den Walk of Care sei den aktiven Beschäftig­ten, die sich im Berliner Pflegestam­mtisch zusammenge­schlossen haben, vor drei Jahren gekommen. Man habe sich von den Care Walks in anderen Ländern wie Belgien inspiriere­n lassen. Dort gehen Pflegebesc­häftigte schon seit Jahren auf die Straße, um ihren Beruf zu feiern.

Wie in den letzten beiden Jahren lag auch 2019 der Schwerpunk­t des Walk of Care in Berlin. Doch auch in Aachen, Hamburg, Stuttgart und Dresden sind Menschen aus Pflegeberu­fen auf die Straße gegangen. Als Ursache für den massiven Personalma­ngel sieht das Dresdner Bündnis die zunehmende Ökonomisie­rung des Gesundheit­swesens und der Altenpfleg­e. »Wir fordern, dass die Finanzieru­ngssysteme geändert werden in der Politik«, so Benjamin Ludwig, ehemaliger Krankenpfl­eger. In Stuttgart wurde mit der Parole »Pflege macht sich stark« geworben. Auch dort beteiligte­n sich neben Personal aus der Pflegebran­che Unterstütz­er*innen.

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