Frische Milliarden für Ubers Expansion
Der defizitäre US-Fahrdienstvermittler hat den Börsengang geschafft – die Aktie verlor schnell an Wert
Der umstrittene Fahrdienstvermittler Uber expandiert in aller Welt. Doch hat er ein massives Problem: Er macht Milliardenverluste. Das mögen Börsen nicht.
Letztlich war Ubers Plan überambitioniert: Der umstrittene, im kalifornischen Silicon Valley ansässige Fahrdienstvermittler verlangte bei seinem Börsengang am vergangenen Freitag je ausgegebene Aktie 45 USDollar (40 Euro). Doch ihr Kurs rauchste an der New Yorker Börse schnell vom Ausgabepreis auf 42 USDollar in den Keller.
Uber hat ein fundamentales Problem: Das Unternehmen, das in den Jahren außerbörslich bereits über 20 Milliarden US-Dollar an Risikokapital einsammeln konnte, erwirtschaftet immer noch keinen Gewinn. Vergangenes Jahr machte Uber drei Milliarden Dollar Miese, 2017 waren es vier Milliarden. Die Sorgen wegen solcher Summen zwangen Uber bereits dazu, seinen taxierten Firmenwert von ursprünglich 100 auf 82 Milliarden USDollar abzusenken. Gleichzeitig musste der Gründer des Unternehmens, Travis Kalanick, 2017 inmitten einer Reihe von sexistischen Anschuldigungen und Skandalen als Geschäftsführer zurücktreten.
Als Nachfolger kam Dara Khosrowshahi von der Reisewebsite Expedia. Der Manager hob die Gebühren an, senkte die Kosten und behauptete, das Unternehmen werde sich letztlich zu einer Goldgrube entwickeln wie einst der Onlinehändler Amazon, der ja auch anfangs jahrelang Verluste verzeichnet hatte. Amazon hatte jedoch keine Konkurrenten wie Uber im Fahrdienstgeschäft mit Lyft und unzähligen anderen Start-ups. So war man anders als Amazon nicht in der Lage, ein Monopol aufzubauen.
Zudem löste die massive Expansion von Uber und seinen Konkurrenten in den USA viele Diskussionen bezüglich staatlicher Regulierungen aus, wie es sie in der Taxibranche gibt, aber auch wegen der steigenden Luftverschmutzung, der Ausbeutung von Beschäftigten in der »Gig Economy« und der zu großen Marktmacht. Auch der Abstieg des Konkurrenten Lyft, dessen Aktie seit seinem Börsengang Ende März von 72 auf 51,50 US-Dollar herunterrauschte, half Uber nicht.
Uber wie Lyft waren während der Rezession zu großen Konzernen aufgestiegen. Damals stellten sie für die vielen Arbeitslosen eine gute Möglichkeit dar, als Fahrer wieder Arbeit zu finden. Doch nun, während sie weltweit am Expandieren sind, erleben die Fahrdienstvermittler einen Abschwung. Trotz inzwischen riesiger Umsätze machen sie eben immer noch Milliardenverluste.
»Dem Silicon Valley sind Verluste vielleicht egal, aber der Wall Street nicht«, sagte Matt Kennedy von der Investmentbank Renaissance Capital gegenüber der »New York Times«. Er bezeichnete den Start der Uber-Aktie als »große Enttäuschung«, die zu mehr Vorsicht bei künftigen Börsengängen führen werde.
Auch seitens der Fahrer kriegt Uber mittlerweile vermehrt Gegenwind. Kurz vor dem Börsengang streikten viele für die Forderung nach einem Mindeststundensatz von 28 US-Dollar. Der Ausstand war eine PRKatastrophe für das Management, weil es nun so aussah, dass der Konzern die freundlichen Fahrer, die für die Kunden das Gesicht des Unternehmens sind, wie eine Zitrone ausquetscht.
Dabei haben die Beschäftigten tatsächlich viel zu beklagen. Im März zum Beispiel reduzierte Uber die Gehälter der Fahrer in Los Angeles von 0,80 US-Dollar pro Meile auf 0,60 USDollar, um im Vorfeld des Börsengangs die Kosten zu senken. Gleichzeitig musste der Konzern mit Fahrern einen Vergleich über 20 Millionen US-Dollar eingehen, die klagten, dass sie nicht Selbstständige, sondern Angestellte des Unternehmens mit Anspruch auf eine Absicherung beim Gehalt seien.
Es sei »eine harte Woche« gewesen, sagte Uber-Chef Khosrowshahi nun am Freitag der Nachrichtenagentur AP. Das Unternehmen habe es letztlich aber geschafft, an die Börse zu gehen. Insgesamt sammelte es dabei 8,1 Milliarden Dollar ein. Es war der größte Börsengang eines Technologieunternehmens in den USA seit dem des chinesischen Online-Riesen Alibaba, der 2014 sogar 22 Milliarden einbrachte. Zwei Jahre davor hatte Facebook mit seinem Börsengang 16 Milliarden US-Dollar angezogen.
Khosrowshahi interessieren solche Vergleiche vermutlich nicht sonderlich. Er braucht das frische Geld aus dem Börsengang für seine Expansionspläne, die Uber noch mehr Wachstum bringen sollen. Ohne die Milliarden wäre er möglicherweise bald nicht mehr in der Lage gewesen, die Firma am Laufen zu halten.