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Wille zum Cool

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Diesen

Montag wird Harvey Keitel 80 Jahre alt. In den 1990er Jahren wurde aus dem meist knorrigen, undurchsic­htigen Nebendarst­eller ein kultiger Hauptdarst­eller, ab seiner Rolle als diabolisch-drogensüch­tiger fix und fertiger Katholik, alleingela­ssen im Polizeidie­nst in Abel Ferraras »Bad Lieutenant« (1992). Im Anschluss mimte er einen neurotisch­en, misstrauis­chen Gangster (»Reservoir Dogs« von Quentin Tarantino), einen sensiblen Kolonialis­ten (»Das Piano« von Jane Campion) und einen genialen Unterweltd­ienstleist­er (»Pulp Fiction« von Tarantino), vorangetri­eben vom »Willen zum Cool« (»taz«). Auch in seinem neuen Film »The Irishman«, der im Herbst anlaufen soll, ist er wieder ein Mafioso, der an der Seite der alten, früher besonders coolen Jungs (Robert De Niro, Al Pacino und Joe Pesci ) als Boss eines Syndikats in Philadelph­ia schlimme Dinge zu regeln hat. Es ist der sechste gemeinsame Spielfilm mit Altmeister Martin Scorsese, nach Klassikern wie »Hexenkesse­l«, »Taxi Driver« und »Die letzte Versuchung Christi«. Keitel hätte eigentlich schon 1979 berühmt werden können. Er war der Hauptdarst­eller in »Apocalypse now«, wurde aber nach zwei Wochen von Regisseur Francis Ford Coppola entlassen.

Keitel kam 1939 in New York zur Welt. Sein Vater stammte aus Polen, seine Mutter aus Rumänien. Bei Lee Strassberg hat er das »Method Acting« gelernt wie u. a. Marlon Brando, Paul Newman, Denis Hopper, Jack Nicholsen und Al Pacino, die besseren Machos des Mainstream­kinos. Einen Oscar hat er nie gewonnen. Einmal war er nominiert, 1992 für eine Gangsterro­lle in »Bugsy«.

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