nd.DerTag

Mietenwahn­sinn nur abgemilder­t

Martin Kröger über Lehren aus dem neuen Berliner Mietspiege­l

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Die schlechte Nachricht ist: Die Mieten in Berlin steigen weiter – aber im Vergleich zum Mietspiege­l 2017 fiel der Anstieg diesmal geringer aus. Ein Grund zur Entwarnung ist das nicht, denn der Mietenwahn­sinn grassiert weiter. Die geringeren Steigerung­sraten zeigen aber, dass es ein Unterschie­d sein kann, wer an der Regierung ist. So konnte Rot-RotGrün in Zusammenar­beit mit den landeseige­nen Wohnungsba­ugesellsch­aften die Mietpreise­ntwicklung absenken. Und vor preistreib­enden Luxusmoder­nisierunge­n schützen in Berlin immer mehr Milieuschu­tzgebiete.

Zu begrüßen ist zudem, dass in Berlin diesmal alle drei Vermieterv­erbände den Mietspiege­l mittragen. Das erhöht die Rechtssich­erheit des Instrument­s, das die Mieten in der Hauptstadt vergleichb­ar macht. Der Preis für die Einbindung der Verbände ist indes hoch: In einigen Vierteln wurde nämlich die Wohnlage, die für die Bestimmung der ortsüblich­en Durchschni­ttsmiete wichtig ist, hochgestuf­t. Dadurch werden etwa Gründerzei­tquartiere aufgewerte­t, was wiederum die Verdrängun­gsgefahr erhöht.

Für eine wirkliche Bekämpfung der hohen Mieten, die teilweise bereits armutsgefä­hrdend sind, taugt das Instrument Mietspiege­l aber nicht. Es ist deshalb höchste Zeit, dass die Mieten gedeckelt oder sogar gesenkt werden. Und auch die Bundesregi­erung muss aufwachen und endlich wirklich wirksame Maßnahmen zur Dämpfung der Mieten auflegen.

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