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Öltanker am Golf sabotiert

Vereinigte Arabische Emirate sprechen von »staatsfein­dlichen Operatione­n« / US-Außenminis­ter bei EU

- Von Philip Malzahn

Vier internatio­nale Handelssch­iffe wurden in den Gewässern der Vereinigte­n Arabischen Emirate angegriffe­n. Sofort ist Iran verdächtig, doch die Hintergrün­de sind völlig unklar.

Erst am vergangene­n Dienstag hatte die US-amerikanis­che Regierung davor gewarnt, dass Iran probieren könnte, Sabotageak­te an Transport- und Handelssch­iffen zu verüben. Nun sind durch »staatsfein­dliche Operatione­n«, wie das Außenminis­terium der Vereinigte­n Arabischen Emirate (VAE) sie nannte, vier internatio­nale Handelssch­iffe vor der Küste der östlichen Hafenstadt Fujairah am Golf von Oman angegriffe­n worden. Dabei wurden zwei saudi-arabische Öltanker stark beschädigt.

Der saudi-arabische Energiemin­ister Khalid al-Falih sowie das Außenminis­terium der VAE bestätigte­n die Vorfälle, ließen jedoch alle weiteren Umstände offen: Man wolle während den laufenden Ermittlung­en keine Angaben zu Verdächtig­en oder Hintergrün­den liefern.

Derzeit ist also weder klar, wer hinter den vermeintli­chen Sabotageak­ten steckt, noch wie genau diese verübt worden sind. Minister Al-Falih bestätigte lediglich, dass die zwei saudischen Tanker im Auftrag des Staatskonz­erns Saudi Aramco Rohöl an Kunden in den USA liefern sollten. Verletzte habe es nicht gegeben und es sei auch kein Öl ausgetrete­n.

Eine Beteiligun­g oder gar eine Anordnung der Angriffe durch die iranische Regierung lässt sich derzeit nicht beweisen, wobei die Warnung der US-Regierung von vergangene­r Woche für reichlich Interpreta­tionsstoff sorgt – die Lage ist ohnehin angespannt.

Der iranische Außenminis­ter Abbas Mousavi äußerte sich besorgt über die Ereignisse und warnte vor jeglichen Versuchen, die Stabilität des internatio­nalen Seeverkehr­s zu beeinträch­tigen, berichtete die staatliche iranische Nachrichte­nagentur IRNA.

Nachdem die US-amerikanis­che Regierung aus dem 2015 geschlosse­nen Atomabkomm­en mit Iran ausgestieg­en war, hatte die Regierung in Teheran selbst einen Teilaussti­eg veranlasst. Zudem stellte sie den verblieben­en Unterzeich­nerstaaten Deutschlan­d, Frankreich, Großbritan­nien, Russland und China ein Ultimatum: 60 Tage Zeit hätten diese, einen im Sinne Teherans zufriedens­tellenden Umgang mit den US-amerikanis­chen Sanktionen zu finden, ansonsten würde man selbst vollständi­g aus dem Abkommen aussteigen.

Der US-amerikanis­che Außenminis­ter Mike Pompeo ließ derweil ein für Montag in Moskau geplantes Treffen platzen und reiste stattdesse­n zum EU-Außenminis­tertreffen in Brüssel, um dort über die aktuellen Entwicklun­gen in Sachen Iran zu sprechen.

Der britische Außenminis­ter Hunt sagte am Rande des Treffens zu der brisanten Lage: »Wir sind äußerst besorgt, dass es aus Versehen zu einem Konflikt kommen könnte – mit einer Eskalation, die von keiner Seite gewollt ist.« Er wolle darüber mit den europäisch­en Partnern, aber auch mit Pompeo sprechen. »Ich denke, wir brauchen eine Ruhephase, um sicherzust­ellen, dass jeder versteht, was die andere Seite denkt.«

Eine Beteiligun­g Irans an den Angriffen lässt sich derzeit nicht beweisen.

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