ThyssenKrupp: Angestellte wollen Klarheit
Konzernchef erwägt Verkauf weiterer Unternehmensteile
Essen. Nach dem radikalen Strategiewechsel bei ThyssenKrupp dringen die Industriegewerkschaft IG Metall und Arbeitnehmervertreter auf rasche Klarheit für die Beschäftigten. »Ich erwarte ein neues Zukunftskonzept für den Stahlbereich«, sagte StahlGesamtbetriebsratschef Tekin Nasikkol der »Westdeutschen Allgemeinen Zeitung« am Montag. Er betonte: »Betriebsbedingte Kündigungen hat es bei uns noch nie gegeben und darf es auch in Zukunft nicht geben.«
Auch der Bezirksleiter der Gewerkschaft, Knut Giesler, verlangte von Vorstandschef Guido Kerkhoff rasche und verbindliche Planungen. »Die Vereinbarung ist ein wichtiger Schritt. Es gibt aber noch keinen Restrukturierungsplan«, sagte Giesler der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« am Montag. »Der Vorstand muss diesen jetzt schnell liefern und sagen, wie er sich das vorstellt. In den nächsten Monaten brauchen wir Klarheit für alle Bereiche.«
ThyssenKrupp will – nach dem Aus für die Fusion der Stahlsparte mit dem indischen Konkurrenten Tata und den Plan für eine Aufspaltung des Konzerns in zwei eigenständige, börsennotierte Unternehmen für Werkstoffe und für Industriegüter – in den kommenden drei Jahren 6000 Stellen streichen, davon 4000 in Deutschland. Weltweit beschäftigt der Konzern mehr als 160 000 Mitarbeiter. Personalvorstand Oliver Burkhard hatte am Wochenende auf Twitter geschrieben: »Betriebsbedingte Kündigungen wollen wir vermeiden, sind aber in Ausnahmen (Ultima Ratio) möglich.« Der Gesamtbetriebsratschef der Stahlsparte sagte: »Wir hatten im Falle des Joint Ventures mit dem Tarifvertrag Zukunft eine langfristige Absicherung für Arbeitsplätze und Standorte. Jetzt haben wir diese Sicherheiten nicht mehr.«
ThyssenKrupp-Chef Guido Kerkhoff hält derweil neben dem Aufzugsgeschäft weitere Verkäufe und Partnerschaften für möglich. »Wenn wir sehen, dass sich die Geschäfte in Partnerschaften oder anderen Strukturen besser entwickeln können, dann werden wir uns dem öffnen«, sagte er dem »Handelsblatt«. Man sei etwa im Bereich Autoteile für neue Lösungen offen: »Hier sind wir nicht so groß und müssen in einigen Bereichen Restrukturierungen vornehmen. Wenn wir hier künftig eine Partnerschaft eingehen, dann müssen wir nicht unbedingt die Mehrheit halten.«