nd.DerTag

Ältere Damen wollen Revolution

Vor den streikende­n Katholikin­nen senkt Lotte Laloire demütig das Haupt

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Vor Ungläubigk­eit über die Reaktionen auf den Frauenstre­ik in der katholisch­en Kirche erstickt man fast am eigenen Gähnen. Wie bei den Predigten vieler Priester. So meint das Forum Deutscher Katholiken, die Forderunge­n von »Maria 2.0« widerspräc­hen dem »Ordinatio sacerdotal­is« von Papst Johannes Paul II. Ja, das tun sie – und zwar zu Recht! Streik sei nicht das richtige Mittel, heult ein Sprecher der Bischofsko­nferenz – Gott, ist das lächerlich!

Auch einige Linke rattern nur gebetsmühl­enartig ihre Religionsk­ritik herunter. Die ist schon berechtigt. Etwa im Ersten Korintherb­rief (11,3) steht so ein Müll wie: »Das Haupt des Weibes ist der Mann, das Haupt des Mannes ist Christus, Christi Haupt ist Gott.« Doch genau diese Dinge besprechen die Katholikin­nen auf Deutschlan­ds Kirchplätz­en gerade. Endlich. Die »Maria 2.0«Initiatori­n, Lisa Kötter, verglich im nd-Interview Jesus sogar mit Karl Marx. Zusammen mit vier mittelalte­n Damen aus Münster hat sie eine radikale Graswurzel­bewegung losgetrete­n, die auch konservati­vere Frauen mitreißt. Ihr Protest ist anschlussf­ähig für viele, die die Linksparte­i, die radikale Linke oder der Queerfemin­ismus bislang nicht erreicht haben. Noch bevor ihre erste Forderung erfüllt ist, haben sich durch diesen Streik unzählige Frauen selbst ermächtigt. Das ist schlicht und ergreifend spektakulä­r! Angebracht­e Reaktionen darauf wären: Ehrfurcht, Demut und Dankbarkei­t.

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