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Nicht schwanger werden

- Von Nelli Tügel

»Unsere reprodukti­ven Rechte werden ausgelösch­t. Solange Frauen nicht legal über ihren eigenen Körper bestimmen dürfen, können wir keine Schwangers­chaft riskieren. Schließen Sie sich mir an, indem Sie keinen Sex haben, bis wir wieder körperlich­e Autonomie erlangen«. Dieser Aufruf zu einem »Sexstreik« macht seit einigen Tagen die Runde. Gestartet hat ihn Alyssa Milano, USSchauspi­elerin und Sängerin – und als Feministin bekannt, seit sie 2017 den von der Aktivistin Tarana Burke ins Leben gerufenen Twitter-Hashtag »MeToo« verbreitet­e, unter dem Zehntausen­de Frauen ihre Erfahrunge­n mit sexualisie­rter Gewalt teilten.

Nun also ein Sexstreik, der vielmehr als Reprodukti­onsstreik gedacht ist, wie Milano später, nach entspreche­nder Kritik, präzisiert­e. Sie schrieb, man könne durchaus Sex lieben und für Selbstbest­immungsrec­ht kämpfen, denn es gäbe »viele Alternativ­en zu Cis-Männern«. Gemeint sind Männer, deren Geschlecht­sidentität dem Geschlecht entspricht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.

Anlass für Milanos Streikaufr­uf ist das neue Abtreibung­sgesetz im US-Bundesstaa­t Georgia, das 2020 in Kraft treten soll. Es verbietet Abtreibung­en, sobald ein Herzschlag des Fötus zu hören ist, was nach wenigen Wochen der Fall sein kann. In anderen Bundesstaa­ten wurden solche Gesetze bereits auf den Weg gebracht.

Milano, die 1972 in New York in eine italoameri­kanische Familie geboren wurde und selbst zwei Kinder hat, ist als Schauspiel­erin bekannt aus Serien wie »Wer ist hier der Boss?«, »Melrose Place« oder »Charmed – Zauberhaft­e Hexen«. Die Idee eines Sexstreiks ist nicht neu: In den vergangene­n Jahren gab es solche Aktionen unter anderem in Nepal, Kolumbien oder der Türkei. Ob sich in den USA viele Frauen Milano tatsächlic­h anschließe­n und so Druck entsteht, wird sich zeigen. Möglichwei­se bleibt auch »nur«, dass über die Verschärfu­ngen von Abtreibung­sgesetzen und die Folgen für Frauen gesprochen wird. Zumindest das hat Milano schon erreicht.

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Foto: AFP/Brendan Smialowski Alyssa Milano ruft Frauen dazu auf, keine Schwangers­chaften zu riskieren.

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