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Islamist muss sich vor Gericht verantwort­en

Verdächtig­ter soll Sprengstof­fanschlag auf das Gesundbrun­nen-Center in Wedding geplant haben

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Die Bundesanwa­ltschaft ist überzeugt, dass Magomed-Ali C. einen Anschlag vorbereite­t hat – aber nicht allein. Eine Spur soll auch zu Anis Amri führen, dem Attentäter vom Breitschei­dplatz.

Vor dem Berliner Kammergeri­cht muss sich von Donnerstag an ein 31jähriger Islamist verantwort­en, der einen Sprengstof­fanschlag in Deutschlan­d geplant haben soll. Magomed-Ali C. war im August 2018 festgenomm­en worden. Die Anklage der Bundesanwa­ltschaft geht davon aus, dass an seinen Planungen ab dem Sommer 2015 auch ein derzeit in Frankreich inhaftiert­er Islamist sowie für einige Wochen der spätere Attentäter vom Berliner Breitschei­dplatz, Anis Amri, beteiligt waren.

Der Verdächtig­e C. mit russischer Staatsbürg­erschaft soll in seiner Wohnung im Stadtteil Buch im Oktober 2016 eine erhebliche Menge des gefährlich­en Sprengstof­fs TATP gelagert haben. Damit sollte laut Anklage ein Sprengsatz gebaut und zeitnah gezündet werden. Als mögliches Anschlagsz­iel wurde in der Anklage das »Gesundbrun­nen-Center« im Ortsteil Wedding von Berlin-Mitte genannt. Die Islamisten hätten sich durch eine polizeilic­he Personenüb­erprüfung gestört gefühlt und aus Angst vor Entdeckung ihre Vorbereitu­ngen Ende Oktober 2016 abgebroche­n haben. Amri soll sich Anfang Oktober 2016 dem Plan angeschlos­sen haben, war bei der Polizeikon­trolle in C.s Wohnung aber nicht dabei. Auch Sprengstof­f war dabei nicht gefunden worden. Vorausgega­ngen waren Ermittlung­en französisc­her Strafverfo­lgungsbehö­rden gegen Clément B., der im April 2017 in Marseille festgenomm­en worden war. Der Franzose soll zwei Anschläge geplant haben – einen in Frankreich mit einem inzwischen ebenfalls festgenomm­enen Mann sowie einen zusammen mit Magomed-Ali C. in Deutschlan­d.

Für den Prozess seien verstärkte Sicherheit­svorkehrun­gen getroffen worden, sagte Gerichtssp­recherin Lisa Jani. In Berliner Sicherheit­skreisen hieß es nach der Festnahme, der Verdächtig­e sei kein Unbekannte­r und schon länger im Visier der Sicherheit­sbehörden gewesen. »Er war auf der Liste der Gefährder.«

Magomed-Ali C. hatte laut Bundesanwa­ltschaft die inzwischen geschlosse­ne Berliner Fussilet-Moschee besucht, in deren Umfeld er seine radikal-islamistis­che Gesinnung geschärft habe. Neben Amri soll sich dort auch Clément B. aufgehalte­n haben. Der Verein, der die Moschee betrieben hat, ist verboten. Der Tunesier Amri hatte am 19. Dezember 2016 einen Lkw in den Weihnachts­markt an der Berliner Gedächtnis­kirche gesteuert. Bei dem Anschlag waren elf Menschen gestorben und viele weitere verletzt worden. Amri, der auch den Lkw-Fahrer ermordet hatte, wurde später auf der Flucht in Italien erschossen.

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Foto: dpa/Paul Zinken Ziel des Angriffs soll das Gesundbrun­nen-Center gewesen sein.

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