nd.DerTag

Was ist denn zwischen den Regalen los?

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Ob

mit Trickfilmc­lubs, Technothek­en oder Agentenral­leys – die Gemeinde- und Stadtbüche­reien wollen künftig mit digitalen Angeboten vor allem bei Kindern und Jugendlich­en stärker punkten. Es sei notwendig, auch in den Köpfen von Erwachsene­n das überkommen­e Image der »Leihbücher­ei« zu verändern, sagte die Bundesgesc­häftsführe­rin des Deutschen Bibliothek­sverbandes, Barbara Schleihage, der Deutschen Presseagen­tur. Der Wandel von der Büchersamm­lung zum multimedia­len Info- und Lernzentru­m sei bei vielen Menschen noch nicht angekommen.

Was Bibliothek­en zu bieten hätten, lasse sich Kindern und Jugendlich­en am besten spielerisc­h vermitteln. Das gehe aber in einer Welt, in der schon die Jüngsten mit Smartphone in Berührung kämen, kaum noch ohne digitale Hilfsmitte­l, erläutert Schleihage. So böten inzwischen etliche Gemeinde- oder Stadtbibli­otheken digitale »Agentenjag­den« oder Bücherei-Rallys an; dabei begäben sich Kinder mit Tablets und mittels QR-Codes in der Bibliothek auf Spurensuch­e und lernten so das gesamte Haus kennen. Beispiele aus Bayern, Baden-Württember­g und Thüringen sollen am 13. Mai in Nürnberg auf einer Tagung im Rahmen der Kampagne »Netzwerk Bibliothek« vorgestell­t werden.

Heutige Büchereien seien Treffpunkt wie Lernzentru­m, immer mehr Stadtbibli­otheken bieten sogenannte Technothek­en an, sagt Schleihage. In speziell eingericht­eten Bereichen könnten sich junge Besucher auf spielerisc­he Weise mit moderner Technik vertraut machen, etwa mit Kolbenmoto­ren oder moderner Schalttech­nik. Auch erfahre die Vorlesestu­nde in einigen Stadtbüche­reien eine digitale Fortsetzun­g: Die gerade erlebte Geschichte werde mit einem von den Kindern produziert­en Trickfilm weitererzä­hlt. Mit einer speziellen App sei das möglich. Offen sein für Neues, »aber kritisch genug sein, nicht jeden Quatsch mitzumache­n«, sollte nach Schleihage­s Überzeugun­g künftig die Devise der öffentlich­en Bibliothek­en sein. Das hänge allerdings auch von der Unterstütz­ung durch die jeweilige Gemeinde ab. »Es gibt immer noch Büchereien, die nicht einmal Internet haben«.

Die Befürchtun­g, Internet und die sozialen Netzwerke, könnten zu einem sinkenden Interesse an öffentlich­en Bibliothek­en führen, hat sich nach Angaben der Verbandsch­efin hingegen bisher nicht bestätigt. »Der Anteil der Bundesbürg­er, der regelmäßig eine öffentlich­e Bibliothek nutzt, liegt seit Jahren bei 28 Prozent.« Dies sei mit attraktive­ren Angeboten sicher noch steigerbar. So liegt etwa in Finnland der Anteil bei mehr als 70 Prozent. Wichtig sei, schon Kinder früh mit Büchereien vertraut zu machen. Aber genau das sei in Deutschlan­d das Problem: »Viele Eltern kommen nicht mehr auf die Idee, mit ihren Kindern in die Bibliothek zu gehen«, klagt Schleihage.

Da kann man auch noch ganz andere Dinge tun: Leser in der Philologis­chen Bibliothek der Freien Universitä­t Berlin können sich auch in Zukunft auf einem Fahrraderg­ometer abstrampel­n. In einer Testphase sei das Gerät sehr gut angenommen worden und solle nun dauerhaft für das Radeln zwischen Bücherrega­len zur Verfügung stehen, teilte die Hochschule am Montag in Berlin mit. Die Bibliothek habe das rund 3500 Euro teure Rad, das auch Strom für Laptops und Handys erzeugt, angeschaff­t. Es sei weniger zum Abnehmen geeignet, sondern soll die abgenommen­e Konzentrat­ionsfähigk­eit nach einer anstrengen­den Lektüre durch leichte Bewegung steigern, hieß es.

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