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Huthi-Rebellen ziehen aus Häfen ab

Doch die Situation am Golf droht weiter zu eskalieren

- Von Philip Malzahn

Es ist eine kleine Hoffnung im Jemen-Krieg: Mit dreimonati­ger Verspätung hat nun der Abzug der Huthi-Rebellen aus den drei Häfen Hodeida, Saleef und Ras Issa begonnen. Schon im Dezember war in Stockholm eine Vereinbaru­ng der Konfliktpa­rteien getroffen worden, in der man eine Abgabe der strategisc­h wichtigen Häfen an die staatliche Küstenwach­e unter Aufsicht der Vereinten Nationen vereinbart hatte.

Dass sich die Umsetzung der Vereinbaru­ng so lange verzögert hatte, liegt an der äußerst verzwickte­n politische­n Situation. Jemen ist ein Flickentep­pich: Offiziell bekämpfen sich dort die Huthi-Rebellen, mit Unterstütz­ung Irans, und die Truppen der Regierung von Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi, der wiederum von einer saudi-arabisch angeführte­n Koalition unterstütz­t wird. Diese führen einen beson

Jemens Informatio­nsminister Muammar Eryani bezeichnet­e den Rückzug als »Inszenieru­ng«.

ders brutalen Bombardier­ungskrieg, dem Tausende Menschen schon zum Opfer gefallen sind und Millionen zur Flucht getrieben hat.

Doch die Realität ist weitaus komplizier­ter. Die zwei Konfliktpa­rteien bestehen aus Dutzenden Milizen und Kämpfern verschiede­ner Stämme, die allesamt regionale Eigeninter­essen verfolgen – vor allem die Sicherung der Nahrungsve­rsorgung. Denn der Jemen-Krieg ist mit über 20 Millionen Menschen, die von akuter Hungersnot bedroht sind, Ursache für die wohl derzeit weltweit schlimmste humanitäre Krise. Genau an dieser Stelle kommen auch die Häfen von Hodeida, Saleef und Ras Issa ins Spiel. Sie sind nicht nur aus militärisc­her Sicht strategisc­h wichtig, sondern eine unverzicht­bare Versorgung­sstelle für ein Land, welches von importiert­en Lebensmitt­eln abhängig ist. Mit der in Stockholm getroffene­n Vereinbaru­ng sollte der weiteren Versorgung der Bevölkerun­g geholfen werden.

Doch schon jetzt tun sich die nächsten Probleme auf. Viele Vertreter der Regierung al-Hadis sehen in dem Huthi-Rückzug einen Täuschungs­versuch der Rebellen. Informatio­nsminister Muammar al-Eryani bezeichnet­e den Rückzug als »Inszenieru­ng«. Die Küstenwach­en, die nun die Kontrolle über die Häfen hätten, wären lediglich Huthi-Kämpfer in anderen Uniformen. Mit dem Schritt wollen die Rebellen bloß die internatio­nale Gemeinscha­ft täuschen, sagte Eryani.

Auch der Krieg kommt nicht zum Erliegen. In den vergangene­n Tagen hatte es in der Provinz ad-Dali, im Südwesten Jemens, heftige Kämpfe gegeben. Tausende Zivilisten sind auf der Flucht. Zudem vermeldete der jemenitisc­he Fernsehsen­der, dass sieben Drohnen am Dienstag Angriffe gegen wichtige Ziele in SaudiArabi­en ausgeführt hätten. Das Medienunte­rnehmen steht unter Kontrolle der Huthi-Rebellen. Bei den Angriffen soll die Ost-WestPipeli­ne, die in Saudi-Arabien Öl vom Roten Meer zum Persischen Golf transporti­ert, beschädigt worden sein.

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