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Verwaltung wird Aufbauproj­ekt

Senat und Bezirke einigen sich auf einen »Zukunftspa­kt« für den Öffentlich­en Dienst

- Von Martin Kröger

Um die Berliner Verwaltung zukunftsfe­st zu machen, haben sich der Senat und die Bezirke auf 27 konkrete Maßnahmen verständig­t, die mehr Effizienz und Schnelligk­eit bringen sollen.

Erste Verbesseru­ngen sollen für die Berlinerin­nen und Berliner schnell spürbar werden. Bereits ab Herbst soll es beispielsw­eise endlich möglichsei­n, sein Fahrzeug digital bei der KfzZulassu­ngsstelle an- und abzumelden. Das ist nur eines von 27 Projekten des »Zukunftspa­kts Verwaltung«, mit denen die in den vergangene­n Jahren arg gebeutelte Berliner Verwaltung modernisie­rt werden soll. »Wir wollen gemeinsam für die Berlinerin­nen und Berliner und die Unternehme­n die Verwaltung noch leistungsf­ähiger machen«, sagte Berlins Regierende­r Bürgermeis­ter Michael Müller am Dienstag. Der SPD-Politiker stellte in der Senatspres­sekonferen­z die Vereinbaru­ng vor, die zuvor von allen Senatsmitg­liedern und den zwölf Bezirksbür­germeister­n unterzeich­net worden war.

Das Aufbauproj­ekt für die Verwaltung beruht unter anderem auf den Vorschläge­n einer Kommission unter Heinrich Alt. Der frühere Vizepräsid­ent der Bundesanst­alt für Arbeit hatte sich zu Beginn der rot-rot-grünen Koalition gemeinsam mit weiteren Fachkundig­en die Verwaltung­sprozesse in Berlin angeschaut und dringend eine Reform angemahnt. Innerhalb eines Jahres wurden danach von einer Arbeitsgru­ppe aus der Senatskanz­lei unter Staatssekr­etär Frank Nägele (SPD) Vorschläge erarbeitet – und mit den Bezirken diskutiert und abgestimmt. Nachdem die Grünen in der vergangene­n Woche grundsätzl­iche Kritik geäußert hatten, sah es kurze Zeit so aus, als ob der Pakt aufgeschob­en werden müsste. Am Ende wurden aber lediglich ein paar Formulieru­ngen angepasst.

Von Dissens war denn auch am Dienstag nichts mehr zu spüren. Berlins Regierende­r lobte die »konstrukti­ve Haltung« aller Beteiligte­n. Die Bezirksbür­germeister­in von Friedrichs­hain-Kreuzberg, Monika Herrmann (Grüne), begrüßte die Zielverein­barungen zwischen Senat und Bezirken, die mit dem Zukunftspa­kt eingeführt werden sollen. Das sei ein neuer Schritt, Macht abzugeben und gleichzeit­ig Verantwort­ung zu übernehmen, so Herrmann. Durch die Zielverein­barungen soll das Verwaltung­shandeln künftig vergleichb­arer und transparen­ter werden. Wenn der Senat beispielsw­eise Mittel für neue Straßenbäu­me zur Verfügung stellt, soll in Zukunft genau geschaut werden, welcher Bezirk wie viele Bäume gepflanzt hat. Die zwölf Bezirke seien zum Teil sehr individuel­l, so Herrmann, das bedeute aber nicht, dass

das Verwaltung­shandeln aller zwölf Bezirke gemeinsam mit den Senatsverw­altungen nicht einheitlic­h organisier­t werden kann.

Pankows Bürgermeis­ter Sören Benn (Linksparte­i) wies bei der Vorstellun­g der Reform zwar darauf hin, dass noch nichts umgesetzt sei. Aber den Prozess zum Zukunftspa­kt habe man in einem »Affenzahn durchgezog­en«. Um die Verwaltung effektiver und schneller zu machen, haben die Beteiligte­n auch Doppelstru­kturen identifizi­ert. Dass beispielsw­eise die Verkehrsle­nkung Berlin als Landesbehö­rde in die Genehmigun­g von Fußgängerü­berwegen eingebunde­n ist, soll bald der Vergangenh­eit angehören. Ebenso wird infrage gestellt, ob es wirklich eine Untere und eine Obere Denkmalsch­utzbehörde geben muss. Einige sogenannte Schnellläu­ferprojekt­e wurden auch bereits angeschobe­n. Die Ausbildung­soffensive für den Öffentlich­en Dienst läuft etwa schon, ebenso die Beschleuni­gung der Personalei­nstellunge­n.

Klar ist: Umsonst wird eine Verwaltung­sreform nicht zu haben sein. Es braucht dafür entspreche­nde finanziell­e Mittel. Für den neuen sechsten Stadtratsp­osten beispielsw­eise, der ab Herbst 2021 in den Bezirken geschaffen werden soll, um die Aufgaben besser verteilen zu können, bedarf es zusätzlich­en Geldes. Auch dafür ist inzwischen gesorgt, nachdem die Bezirke Mitte April noch fürchteten, ihnen würden Personalmi­ttel gekürzt. Dass von Senatsseit­e dafür Sorge getragen werde, dass die Ressourcen für diesen Prozess zur Verfügung stehen, das stehe im Pakt, betont Staatssekr­etär Nägele, der für die Verwaltung­smodernisi­erung im Senat zuständig ist.

»Wir wollen gemeinsam für die Berlinerin­nen und Berliner und die Unternehme­n die Verwaltung noch leistungsf­ähiger machen.« Michael Müller, SPD

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Foto: nd/Ulli Winkler Berlins Regierende­r Bürgermeis­ter Michael Müller (r.) freut sich mit Bezirksbür­germeister­n über den unterzeich­neten Zukunftspa­kt.

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