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Meldeverfa­hren für Mobbingfäl­le an Schulen

Bildungsse­natorin Sandra Scheeres (SPD) stellte neue Verfahrens­ideen und Notfallplä­ne vor

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Beim Thema Mobbing und Gewalt an Schulen herrscht in Berlin noch viel Unsicherhe­it. Dabei scheint es das Problem schon an Grundschul­en zu geben. Können bessere Meldeverfa­hren helfen?

Bildungsse­natorin Sandra Scheeres (SPD) will die Meldeverfa­hren für Gewaltvorf­älle an Berliner Schulen ebenso wie die Notfallplä­ne an den Einrichtun­gen überarbeit­en. Ziel soll sein, besser zwischen unterschie­dlichen Formen von Gewalt und Konflikten differenzi­eren zu können, wie die SPD-Politikeri­n am Montag sagte. Auf dieser Basis könnten dann zielgenaue­re Unterstütz­ungsangebo­te für Schulen und Kinder entwickelt werden. So sei das Phänomen des Mobbings, nicht zuletzt des Cybermobbi­ngs, in den aktuellen Verfahren nicht zeitgemäß abgebildet, sagte Scheeres. »Das wird für uns in jedem Fall ein Thema sein.« Klarer müsse auch geregelt werden, welche Probleme Schulen selbst lösen und welche Institutio­nen bei anderen Fällen helfen könnten. Einen genauen Zeitplan gebe es noch nicht, ergänzte Scheeres.

Vom Schuljahr 2010/2011 bis 2016/2017 stieg die Zahl der von Berliner Schulen gemeldeten Gewaltvorf­älle von 1468 je Schuljahr auf 3975. Besonders auffällig ist eine starke Zunahme an Grundschul­en. Nach Expertenei­nschätzung bedeutet das jedoch nicht zwingend, dass auch die Gewalt zunimmt. Vielmehr seien mehr Schulen für die Thematik sensibilis­iert, beteiligte­n sich an den Meldeverfa­hren und suchten offensiver nach Hilfe, wie Albrecht Lüter von der Arbeitsste­lle Jugendgewa­ltpräventi­on erläuterte.

Grundlage für die Überarbeit­ung der Meldeverfa­hren sollen Untersuchu­ngen von Experten sein, die die seit einigen Jahren gültigen Abläufe analysiert haben. Sie kamen zu dem Schluss, dass das Meldeverfa­hren grundsätzl­ich auf Akzeptanz bei den Schulen stößt. Allerdings wünschen diese sich, wie Befragunge­n ergaben, unter anderem klarere Zuständigk­eiten, präzisere Kriterien für die Einordnung von Vorfällen und schnellere Rückmeldun­gen etwa von Behörden, wie ihnen geholfen werden kann.

Ein Problempun­kt ist das Zusammenwi­rken mit den Jugendämte­rn. Von ihnen fühlen sich viele Schulleitu­ngen den Untersuchu­ngen zufolge zu wenig unterstütz­t. Scheeres kündigte an, die Rolle der Jugendämte­r unter die Lupe zu nehmen.

Der Tod einer elfjährige­n Grundschül­erin in Reinickend­orf hatte im Februar in Berlin und darüber hinaus eine breite Debatte über Mobbing und Gewalt an Schulen ausgelöst. Medien gingen der Frage nach, ob Mobbing an der Schule zu einem mutmaßlich­en Suizidvers­uch des Mädchens geführt haben könnte. Eine offizielle Bestätigun­g der Todesursac­he sowie gesicherte Informatio­nen zu möglichen Hintergrün­den gibt es bis heute nicht. Nach Angaben der Schulleite­rin ergaben Gespräche etwa mit Mitschüler­n und Eltern aus der betroffene­n Klasse, dass das Kind kein MobbingOpf­er gewesen sei.

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