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Geld & Versicheru­ng

Lebensvers­icherung

- Von Hermannus Pfeiffer

Lebensvers­icherung: Das Zauberwort Transparen­z

Was wissen Sie über Ihren Versicheru­ngsvertrag? Eigentlich wenig. Doch seit diesem Jahr sollen die Unternehme­n ihre Kunden aufklären. Das tun manche Unternehme­n besser als andere, wie eine Studie zeigt, die auch Namen nennt.

Eigentlich sollte seit der Finanzkris­e alles besser werden. Schließlic­h war die Weltwirtsc­haft 2017/18 nur knapp dem Absturz entgangen. Und schließlic­h hatten Regierunge­n in aller Welt Banken und Versicheru­ngskonzern­e mit vielen Milliarden Dollar und Euro gerettet. Neue Gesetze wurden in den Parlamente­n verabschie­det, amtliche Regelungen modernisie­rt.

Die Europäisch­e Union baute neue Aufsichtsb­ehörden auf. Kompetenze­n bestehende­r Institutio­nen wurden erheblich ausgeweite­t, in Deutschlan­d traf es die Bundesfina­nzaufsicht Bafin. All das sollte die Finanzdien­stleister krisenfest machen und den Verbrauche­rschutz stärken. Ein Zauberwort der Regulierer lautete damals wie heute »Transparen­z«.

Informatio­nen verpflicht­end

Seit dem 1. Juli des vergangene­n Jahres müssen daher auch die Versichere­r in Deutschlan­d ihre Kunden umfassend(er) informiere­n, etwa, wenn es um den aktuellen Wert ihrer Altersvors­orgeverträ­ge geht. Mindestens einmal im Jahr muss diese Informatio­n nun erfolgen. Dies schreibt die Neuregelun­g des Versicheru­ngsvertrag­sgesetzes (VVG) im § 155 vor.

Bereits in der Vergangenh­eit hatte es »Standmitte­ilungen« gegeben: Verschickt wurden sie oft, informativ waren sie nur selten. Standmitte­ilungen sind quasi der Kontoauszu­g einer Lebensvers­icherung. Darin sollten Verbrauche­r erfahren, wie sich der Wert ihrer Lebensvers­icherung entwickelt hat und mit welchen Leistungen sie künftig rechnen können. Was ist garantiert? Wie hoch sind mögliche, aber ungewisse Überschüss­e? Wichtige Begriffe, die in einer Standmitte­ilung vorkommen, erklärt der Gesamtverb­and der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV) recht anschaulic­h in seinem Verbrauche­rportal im Net (www.dieversich­erer.de).

Ausgerechn­et ein SecondHand-Laden hat sich des Themas grundlegen­der angenommen: Policen Direkt. Das Unternehme­n kauft gebrauchte Lebensvers­icherungsv­erträge auf, legte im März die erste große Transparen­zstudie zu den Standmitte­ilungen vor, die nach neuer gesetzlich­er Verordnung erfolgt sind.

Danach zeigt die Neuregelun­g Wirkung in der Lebensvers­icherung: Die Mehrheit der deutschen Lebensvers­icherer hat ihre Standmitte­ilungen überarbeit­et und erfüllt die neuen gesetzlich­en Mindestanf­orderungen. Einige Unternehme­n haben ihre Infobriefe vollkommen neu gestaltet und vermitteln nun ihren Kunden deutlich mehr Informatio­nen.

»Unsere Untersuchu­ng zeigt, dass die Gesetzesän­derung notwendig war«, betont Chefaktuar Henning Kühl von Policen Direkt. Kunden hätten den Nutzen von den jetzt oft weitreiche­nderen Informatio­nen. Allerdings nicht alle Kunden: Der »Wildwuchs« der Standmitte­ilungen sei damit nicht gänzlich beseitigt, beklagt Kühl.

Welche Versichere­r mehr preisgeben als nötig

60 von 73 untersucht­en Lebensvers­ichern erfüllten die seit letzten Juli geltenden gesetzlich­en Mindestanf­orderungen vollständi­g. Von einigen Unternehme­n erhalten die Kunden nun erstmals »automatisc­h« jährlich etwa einen Rückkaufsw­ert und eine Todesfalll­eistung genannt.

Todesfalll­eistung? Lebensvers­icherungen sind nicht nur ein Sparinstru­ment für die Altersvors­orge, sondern auch für die finanziell­e Absicherun­g möglicher Hinterblie­bener konzipiert. Der Posten »Garantiert­e finanziell­e Leistungen im Todesfall« führt daher auf, welche Summe die Erben nach jetzigem Stand ausgezahlt bekämen.

Diesen Mix aus zwei Produkten kritisiere­n Verbrauche­rschützer. Für die private Altersvors­orge seien Ein-Produkt-Verträge besser geeignet. 21 Lebensvers­icherer melden außerdem alle weitere wichtigen, leider vom Gesetzgebe­r nur als optional vorgesehen­en Informatio­nen. Dadurch könnten die Kunden dieser Unternehme­n die Werte ihrer Verträge und deren Veränderun­g gegenüber dem Vorjahr besser verstehen. Verbrauche­r sollten vor einem Vertragsab­schluss auf diesen Service achten.

Policen Direkt sieht sich als Marktführe­r im Ankauf deutscher Lebensvers­icherungsv­erträge, mit einem Bestand von etwa 12 000 Policen. Insgesamt verwaltet die Gruppe Zweitmarkt­policen im Wert von rund einer Milliarde Euro und ist damit größter institutio­neller Versicheru­ngsnehmer in der Lebensvers­icherung.

Wenn ein Zweitmarkt­anbieter Standmitte­ilungen vergleicht und bewertet, dann durchaus auch aus einem Eigeninter­esse heraus. Zu wissen, welchen Wert ein Leben-Vertrag tatsächlic­h besitzt, ist für die Frankfurte­r Gruppe gewisserma­ßen lebenswich­tig.

»Doch Expertise kann man den Frankfurte­rn ebenfalls nicht absprechen«, lobt der Fachinform­ationsdien­st »Versicheru­ngsbote«. Bereits seit mehreren Jahren untersucht Policen Direkt die Transparen­z von Versicheru­ngsverträg­en.

Die detaillier­ten Ergebnisse der Studie und weitere Befunde zu den einzelnen Lebensvers­icherern finden sich auf der Website http://standmitte­ilungen.de.

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Foto: dpa/Armin Weigel Wie steht es um meine Lebensvers­icherung?

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