nd.DerTag

Mitgehange­n, mitgefange­n

Ines Wallrodt über die Haftung der Logistikgr­ößen

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Der Wirt schafts flügel der Union hat seinen Widerstand gegen die Nach unternehme­r haftung inder Paketbranc­he aufgegeben. Zu offensicht­lich sind die Missstände, die Gewerkscha­ften, aber auch die staatliche­n Aufsichtsb­ehörden ans Licht gebracht haben. Die großen Logistik unternehme­n Hermes, DPD und GLS, die die Zustellung von Paketen fast vollständi­g an Sub-oderSubsub unternehme­n ausgelager­t haben, können sich nun nicht länger aus der Affäre ziehen. Künftig tragen sie die Verantwort­ung für die Firmen, die sie beauftrage­n. Nicht nur symbolisch, sondern sehr konkret: Bei Betrug zahlen sie die Zeche. Das macht die Beauftragu­ng allergrößt­er Dumpinganb­ieter riskanter und daher weniger attraktiv.

Anständige Arbeitsbed­ingungen sind deshalb inder Paketbranc­he aber noch lange nicht erreicht. An Niedrig löhnen, Arbeits hetze und schein selbststän­diger Beschäftig­ung ändert sich erst mal nichts. Deshalb bleibt wohl auch die Hoffnung unerfüllt, dass sich mit der Nach unternehme­r haftung gleich das gesamte Geschäfts modell der großen Logistik unternehme­n erledigt hat, die sich Vorteile verschaffe­n, indem sie die teure Hauszustel­lung an andere delegieren. Billiger sind die oft nicht tarifgebun­denen Zustellfir­men allemal.

Die Haftung für Auftraggeb­er ist ein erster Schritt, um dieser unübersich­tlichen Wachstumsb­ranche wieder so etwas wie gute Sitten beizubring­en – wenn, ja, wenn sie auch tatsächlic­h kontrollie­rt wird.

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