nd.DerTag

Zynismus ist keine Antwort

Sebastian Bähr über notwendige Unterstütz­ung für sächsische Linke

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Es liegt nahe, auf die sächsische­n Zustände mit Zynismus zu reagieren. »Säxit jetzt«, »Blauhelme nach Sachsen« oder »Sind halt alles Nazis« – geht schnell über die Lippen. Angesichts immer neuer Horrormeld­ungen auch nicht verwunderl­ich: Der Verfassung­sschutz des Landes erwähnt in seinem Jahresberi­cht 2018 den Auftritt von »Feine Sahne Fischfilet« auf dem Chemnitzer »Wir sind mehr«-Konzert. 70 000 Menschen kamen als Antwort auf die rassistisc­hen Ausschreit­ungen in der Stadt zusammen. Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (CDU) hatte erst kurz zuvor die Künstlergr­uppe »Zentrum für Politische Schönheit« mit der extrem rechten »Identitäre­n Bewegung« verglichen – Relativier­ung rechter Gewalt in Reinform.

Zynismus ist jedoch keine Antwort. Er gibt Sachsen auf – und damit auch die anständige­n Menschen vor Ort. In Sachsen existiert eine kleine kritische Zivilgesel­lschaft. Demokraten und Antifaschi­sten leisten hier essenziell­e Arbeit– trotz Repression­en, ohne Förderung und ohne mediales Interesse. Wer die sächsische­n Zustände abschaffen will, kann helfen: Es braucht langfristi­ge Unterstütz­ung für kritische sächsische Initiative­n. Das umfasst Partnersch­aften, finanziell­e wie juristisch­e Hilfe und vor allem Aufmerksam­keit für die lokalen Kämpfe. Der Bedarf der Engagierte­n ist dafür die Grundlage. Zynismus können sich sächsische Linke nicht leisten.

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