Der Staatssekretär und sein Protegé
Politiker Andreas Büttner betätigt sich als Mentor des 18-jährigen Schülers Laurenz Terl
Politik will gelernt sein. Brandenburgs Sozialstaatssekretär Andreas Büttner (LINKE) berät und fördert einen jungen Genossen aus Berlin.
Den Sozialisten mangelt es wie anderen Parteien auch an jungen Mitgliedern. Talente zu erkennen, zu fördern, bei der Stange zu halten, ist deswegen eine wichtige Aufgabe. Brandenburgs Sozialstaatssekretär Andreas Büttner (LINKE) hat sich der Sache ganz persönlich angenommen. Seit einigen Monaten betätigt er sich als Mentor seines Genossen Laurenz Terl.
Mit 17 Jahren ist der Schüler in die LINKE eingetreten, inzwischen ist er 18 Jahre alt. Doch Büttner und Terl haben sich nicht etwa auf einem Parteitag kennengelernt, sondern durch Terls Engagement für das christliche Hilfswerk »Brot für die Welt«. Beide berichten, dass sie sich gleich sympathisch fanden, weil sie ähnliche politische Vorstellungen haben. Beiden ist das nicht in die Wiege gelegt worden. Andreas Büttner war früher FDPFraktionschef im Landtag. Laurenz Terl stammt aus einem konservativen Elternhaus. Er besucht ein evangelisches Gymnasium in BerlinMahlsdorf. Nichtsdestotrotz ist Terl ein Roter geworden.
Politiker werden will er nicht unbedingt – und auf jeden Fall will er erst einmal etwas Anständiges lernen und Lebenserfahrung sammeln. Er möchte von den Dingen auch etwas verstehen, die er den Wählern erzählen würde. Nach dem Abitur möchte Terl an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) Jura studieren. Mit 14 Jahren hat er ein Praktikum bei einer Rechtsanwaltskanzlei absolviert und hatte dort danach mehrere Jahren einen Schüleraushilfsjob. Mit einem Studium der Rechtswissenschaften steht ihm seiner Meinung nach »alles offen«. Tatsächlich bieten sich mit einem JuraAbschluss viele Möglichkeiten. Terl könnte Rechtsanwalt, Richter oder Staatsanwalt werden, mit juristischen Kenntnissen aber durchaus auch bei »Brot für die Welt« oder einer Hilfsorganisation wie »Amnesty international« arbeiten. In der Wirtschaft eröffnen sich Juristen ebenfalls Perspektiven. »Ich will nicht Bundestagsabgeordneter werden«, sagt Terl. »Ich schließe nicht aus, dass ich es vielleicht doch einmal werde. Aber das ist nicht mein Ziel.« Die Politik bleibt vorerst garantiert ein Hobby und vielleicht ändert sich daran niemals etwas. Auf jeden Fall fängt Terl bescheiden an. Könnte sein, dass er 2021 oder 2026 in seinem Berliner Heimatbezirk Marzahn-Hellersdorf für die Bezirksverordnetenversammlung kandidiert.
Sein Mentor Büttner begrüßt Terls Grundeinstellung: »Wenn man Politik macht, sollte man auch einen Abschluss machen.« Hauptamtlich in die Politik wechseln könne Terl ja immer noch in 15 oder 20 Jahren als gestandener Mann. Was es abseits eines Fachgebiets zu wissen gilt als Politiker, versucht der Staatssekretär seinem Protegé beizubringen. Ein Sprechtraining gehört seiner Ansicht nach unbedingt dazu. Denn Laurenz Terl hat eine ziemlich tiefe Stimme. Das führt nach Einschätzung von Büttner dazu, dass der junge Mann in einem Raum manchmal nicht von allen Zuhörern klar und deutlich verstanden wird. Da muss er einfach lauter sprechen.
Selbst gut zuhören, beobachten und dabei lernen kann er offensichtlich. Bei einem Praktikum im Sozialministerium durfte der 18-Jährige mit dem Staatssekretär mitlaufen, ihm über die Schulter schauen. Langweilig wurde ihm das nicht. »Das ist doch interessant«, sagt er.
Einen typischen Anfängerfehler will Terl nicht machen, den Fehler, gleich zu viel zu wollen. »Jungen Leuten fehlt oft die Geduld, Mehrheiten zu organisieren«, weiß Staatssekretär Büttner. Sie seien oft »überengagiert« und wollten schnell Resultate ihrer politischen Anstrengungen sehen. Das werde ihnen dann fälschlicherweise so ausgelegt, dass sie ja bloß Karriere machen wollen.
Derweil versucht Terl bereits, die Dinge, die er bisher unter anderem auch im Landesschülerausschuss gelernt hat, an andere junge Menschen weiterzugeben. Auf der anderen Seite lernt auch der 45-jährige Büttner noch immer dazu. Staatssekretär ist er erst im Oktober 2018 geworden. »Man lernt nie aus«, heißt es. Büttner kann das bestätigen.