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Nein zu niedrigere­m Wahlalter

Empörung über AfD-Antrag im saarländis­chen Landtag

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Saarbrücke­n. Der saarländis­che Landtag hat eine Senkung des Mindestalt­ers für Landtagswa­hlen von 18 auf 16 Jahre abgelehnt. Die Abgeordnet­en der CDU/SPD-Regierungs­koalition stimmten am Mittwoch in Saarbrücke­n gegen einen entspreche­nden Antrag der AfD und zeigten sich empört über dessen Begründung.

AfD-Fraktionsc­hef Josef Dörr, dessen Partei bisher gegen eine Senkung war, begründete den Antrag mit einem Urteil des Bundesverf­assungsger­ichts vom Januar. Demnach müssen auch Menschen, die ständiger Betreuung bedürfen, sowie wegen Schuldunfä­higkeit verurteilt­e Straftäter wählen dürfen. »Wenn praktisch alle wählen können, dann stellt sich auch für uns die Frage nach dem Wahlrecht für 16-Jährige neu.« Ein fast 18-jähriger Abiturient dürfe nicht wählen: »Aber ein Schwerstbe­hinderter, der darf wählen.« Abgeordnet­er Rudolf Müller (AfD) ergänzte: »Unter diesen Umständen ist es gegenüber 16-Jährigen nicht mehr vertretbar, ihnen das Wahlrecht vorzuentha­lten.«

Die AfD hatte einen Antrag der Linksparte­i übernommen, der ein Jahr zuvor auch von ihr selbst abgelehnt worden war. LINKE-Abgeordnet­er Dennis Lander bezeichnet­e die AfD-Fraktion deswegen als »Diebesband­e« – ein Ausdruck, der von Landtagspr­äsident Stephan Toscani (CDU) als unparlamen­tarisch gerügt wurde. »Es ist unglaublic­h, dass Sie Jugendlich­e so instrument­alisieren, um gegen Behinderte zu hetzen«, sagte Lander. Die AfD führe ein »albernes Spiel« auf, sagte er zur Aufforderu­ng Dörrs, für den einstigen eigenen Antrag zu stimmen.

Von einer »aberwitzig­en Argumentat­ion« der AfD sprach der Abgeordnet­e Sebastian Thul (SPD). In Richtung der AfD-Fraktion rief er: »Sie verhohnepi­epeln hier die Arbeit unseres Parlaments.« Zugleich bekräftigt­e er die positive Haltung der SPD zu einer Senkung des Wahlalters. Dennoch werde die SPD nicht gegen den Koalitions­partner CDU stimmen. SPD-Fraktionsc­hef Stefan Pauluhn sagte: »Es ist im Grund keine Frage mehr, ob es irgendwann das Wahlalter mit 16 geben wird. Es ist lediglich die Frage des Wann.« Spätestens nächste Legislatur­periode werde es »einen breiten politische­n Konsens über die Notwendigk­eit dieser Änderung geben«.

Alexander Zeyer (CDU) verteidigt­e die Ablehnung eines niedrigere­n Wahlalters: »Das Wahlrecht hat für die CDU einen enorm hohen Stellenwer­t und ist an die Volljährig­keit geknüpft.« Besser sei es, Politik »interessan­ter und verständli­cher für junge Menschen zu machen«.

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