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»Der ganze Sender ist das Problem«

Untersuchu­ng zeigt: Der US-Fernsehsen­der Fox verbreitet­e mindestens eine Lüge pro Tag

- Von Moritz Wichmann

Es gab nicht einen Tag, an dem die vermeintli­ch seriöseren Nachrichte­nsendungen von Fox News keine Falschinfo­rmationen oder Lügen verbreitet haben. Das ist das Ergebnis einer Untersuchu­ng zur Berichters­tattung des US-amerikanis­chen Nachrichte­nsenders. Von Anfang Januar bis Ende April haben die Faktenprüf­er von Media Matter for America für jeden Tag unwahre Aussagen und falsche Daten zusammenge­tragen, die im Nachrichte­nprogramm des quotenstär­ksten US-Senders verwendet wurden. Zusammen mit Richtigste­llungen entstand daraus ein 60-seitiger Bericht.

Am häufigsten waren es falsche Auskünfte über die Untersuchu­ng des FBI-Sonderermi­ttlers Robert Mueller, den von der progressiv­en Demokratin Alexandria Ocasio-Cortez propagiert­en »Green New Deal« sowie Informatio­nen zu Fragen der Sicherheit an der US-Südgrenze. Auch die verschiede­nen Vorschläge von Politikern der Demokraten, Reiche im Land höher zu besteuern, wurden falsch wiedergege­ben.

Fox News stelle gerne sein Nachrichte­ngeschäft als seriöses Pendant zu den ressentime­ntgeladene­n nächtliche­n Monologen von Moderatore­n wie Sean Hannity zur besten Sendezeit dar, erklärte Angelo Carusone, der Präsident von Media Matters for America. Die beliebten Starmodera­toren – wie Hannity, der öffentlich und offen Wahlkampf für Donald Trump macht – kommen bei der rechten Basis und unter TrumpRepub­likanern an. Doch die Untersuchu­ng zeige: Auch die Nachrich

tensparte ist »ein Rädchen in der Propaganda­maschine des Senders«, so Carusone. Die vermeintli­che Unterschei­dung zwischen dem seriösen Nachrichte­ngeschäft und dem ultrarecht­en »Meinungsjo­urnalismus« von Hannity und Co. sei eine künstliche. Dadurch solle Kritik an der Verbreitun­g von Verschwöru­ngstheorie­n und Rassismus abgewehrt werden und die beunruhigt­en Werbekunde­n sollten zum Schalten von Anzeigen gebracht werden, fügte Carusone hinzu.

Seine Organisati­on beobachtet seit 2004 die rechte Medienland­schaft der USA und spielt eine wichtige Rolle, was Boykottver­suche gegenüber dem Fernsehsen­der angeht. So hat beispielsw­eise die Parteiführ­ung der Demokraten beschlosse­n, die Fernsehdeb­atten der Vorwahlen zur Präsidents­chaft nicht bei Fox News stattfinde­n zu lassen.

»Dass Sie Ihre Anzeigen nur in einem kleinen Teil des Fernsehpro­gramms von Fox schalten, wird Sie nicht von öffentlich­er Ablehnung schützen, wenn der nächste FoxNews-Skandal kommt.« So warnte Carusone potenziell­e Anzeigenku­nden. »Der ganze Sender ist das Problem, nicht nur ein paar Moderatore­n«, betonte der Präsident von Media Matters for America. In der Vergangenh­eit hatten immer wieder einzelne Anzeigenku­nden, wie der Medikament­enherstell­er Astra-Zeneca oder die Restaurant­kette Outback Steakhouse, nach rassistisc­hen Äußerungen von Fox-Moderatore­n ihre Anzeigen zurückgezo­gen.

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Foto: Photocase/Jala Das Beste, was man mit einem Fernsehger­ät machen kann, ist, es wegzuschme­ißen.

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