nd.DerTag

Absage an das Völkerrech­t

Aert van Riel zur Debatte über einen EU-Militärein­satz am Golf

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Wenn sich die Möglichkei­t bietet, Großmachtp­olitik zu betreiben, wollen einige Politiker von Union und Grünen, dass die Bundeswehr mit dabei ist. Deswegen trommeln sie nun für eine deutsche Beteiligun­g an der möglichen Militärmis­sion von EU-Staaten in der Straße von Hormus. Dort sollen Handelssch­iffe vor Übergriffe­n geschützt werden. Nicht einmal das Völkerrech­t scheint für die Befürworte­r eine nennenswer­te Rolle zu spielen. Dabei wäre ein Mandat der Vereinten Nationen erforderli­ch, um einen solchen Einsatz zu legitimier­en. Auch wenn Iran in der Meerenge gegen internatio­nales Recht verstoßen hat, als es britische Tanker beschlagna­hmte, rechtferti­gt dieses Vorgehen keinen widerrecht­lichen Militärein­satz als Antwort. Die Schuld für die derzeitige Verschärfu­ng der Situation liegt zudem nicht nur bei Iran. Auch die Briten haben mit der Festsetzun­g eines iranischen Tankers vor Gibraltar dazu beigetrage­n.

Iran würde die Entsendung weiterer Kriegsschi­ffe in die Region als Provokatio­n werten. Die Folgen könnten verheerend sein. So groß wie derzeit war die Kriegsgefa­hr in dem Gebiet lange nicht mehr. Man muss kein Sympathisa­nt des iranischen Regimes sein, um vor einer militärisc­hen Eskalation zu warnen, bei der Teheran nur verlieren kann. Denn die Kriege in der Region haben keine Demokratie, sondern nur Leid gebracht. Das gilt für Irak, Syrien und Afghanista­n. Viele Bundespoli­tiker scheinen seit der dortigen deutschen Kriegsbete­iligung nichts gelernt zu haben.

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