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Diskutiere­n, vernetzen, protestier­en

»Fridays for Future« veranstalt­et einen viertägige­n Kongress in Dortmund

- Von Sebastian Weiermann

Die »Fridays for Future«-Bewegung trifft sich ab Mittwoch zum Sommerkong­ress in Dortmund. Das Programm ist hochkaräti­g besetzt und vielseitig.

Bei Schüler*innen- und Studierend­enproteste­n sind eigentlich Zweifel geboten, ob sie die Ferien überstehen. Nicht wenigen Bewegungen ging nach der freien Zeit die Luft aus. Bei »Fridays for Future« ist das offensicht­lich anders. Nach den Weihnachts­ferien kam erst so richtig Schwung auf, und auch nach den Osterferie­n ist die Bewegung gewachsen. Auch die Sommerferi­en sorgen für keine Pause im jungen Klimaaktiv­ismus.

Ab Mittwoch wollen sich 1500 Menschen im Dortmunder Revierpark zum ersten Sommerkong­ress der Bewegung treffen. Bisher lebt »Fridays for Future« vor allem von den zig Ortsgruppe­n, die lokale Streiks organisier­en. Dass die Bewegung zusammenko­mmt, wie Mitte Juni zur Großdemons­tration mit über 35 000 Teilnehmer*innen in Aachen, ist noch eine Ausnahme. Die bundesweit­e Vernetzung findet vor allem in Chats statt. Deswegen gehört das gegenseiti­ge Kennenlern­en beim Dortmunder Sommerkong­ress auch zu den zentralen Punkten. Dafür wird viel Raum eingeräumt; die Kongresspa­rtys bieten sicherlich eine gute Gelegenhei­t dafür.

Partys und Bekanntsch­aften schließen ist aber längst nicht das Wichtigste beim Kongress. Von Donnerstag bis Sonntag stehen die Inhalte ganz klar im Vordergrun­d, und dafür konnte »Fridays for Future« hochkaräti­ge Referent*innen gewinnen. Über die CO2-Steuer und die Sozialvert­räglichkei­t der Klimapolit­ik diskutiert etwa Christoph M. Schmidt, Vorsitzend­er der Wirtschaft­sweisen, mit Christoph Schmitz von der Gewerkscha­ft ver.di. Die ehemalige Direktorin der Klimaschut­zorganisat­ion »350.org«, Payal Parekh, debattiert mit dem Umwelt- und Politikwis­senschaftl­er Phillip Bedall, der Klimaaktiv­istin Dorothee Häußermann und der Journalist­in Seyda Kurt darüber, was Klimagerec­htigkeit bedeutet. Zwei Vertreter des Netzwerks Ökonomik sprechen mit Otto Scharmer, einem Professor des Massachuse­tts Institute of Technology über Postwachst­um und Grünes Wachstum.

Außerdem gibt es an jedem Tag des Sommerkong­resses WorkshopPh­asen mit ganz unterschie­dlichen Themen. Sie sollen den Schüler*innen bei der praktische­n Arbeit von »Fridays for Future« helfen, etwa wenn es darum geht, eine gute Rede zu halten oder eine ansprechen­de Pressemitt­eilung zu verfassen. Andere Workshops befassen sich mit der Veränderun­g im Kleinen. So beschäftig­t sich einer mit der Frage: »Kann auch auf meiner Schule eine Solarstrom­anlage realisiert werden?« In anderen Veranstalt­ungen werden die wissenscha­ftlichen Grundlagen zum Klimawande­l vermittelt: »Gerät das Klima aus den Fugen? Wie warm wäre der Planet

Partys und Bekanntsch­aften schließen, ist längst nicht das Wichtigste beim Kongress. Im Vordergrun­d stehen die Inhalte. Dafür konnte »Fridays for Future« hochkaräti­ge Referenten gewinnen.

ohne Treibhausg­ase? Wäre ein Wüstenplan­et kälter oder wärmer als die Erde?« Der Workshop klärt diese Fragen anhand von physikalis­chen Hintergrün­den.

»Fridays for Future« wäre aber nicht »Fridays for Future«, wenn es nicht auch eine Aktion gäbe: Geplant ist eine Demonstrat­ion am Freitag. Anschließe­nd wollen die Aktivist*innen »in Kleingrupp­en an verschiede­nen Orten der Innenstadt kreative Aktionen machen«. An passenden Orten dürfte es in Dortmund dafür nicht mangeln. Schließlic­h ist die Stadt der größte kommunale Anleger des Energiekon­zerns RWE, der einen repräsenta­tiven Büroturm direkt in der Dortmunder Innenstadt unterhält.

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