nd.DerTag

AfD nutzt Tod eines Kindes

Hetze nach Gewalttat in Frankfurt am Main

- Von Katharina Schwirkus

Es ist eine schrecklic­he Nachricht: Ein achtjährig­er Junge ist am Hauptbahnh­of in Frankfurt am Main umgekommen, nachdem er und seine Mutter mutmaßlich in die Gleise gestoßen wurden. Die Mutter konnte sich retten, ihr Sohn nicht. Solche Meldungen machen betroffen, man möchte innehalten.

AfD-Politiker*innen geht es offensicht­lich anders. Kaum ist die Nachricht im Umlauf, gibt die Fraktionsv­orsitzende der AfD im Bundestag, Alice Weidel, über Twitter bekannt, dass es sich bei dem mutmaßlich­en Täter laut Polizei um einen 40-jährigen Mann afrikanisc­her Herkunft handele.

In weniger als zwei Stunden wurde eine folgende diskrimini­erende Aussage von Weidel mehr als 2000 Mal geliked. Auf Twitter trendete der Hashtag #Frankfurt seit Montagmitt­ag. Unter diesem Schlagwort sind unzählige rassistisc­he Statements zu lesen. Auch der Vorsitzend­e der Partei Die Rechte, Sascha Krolzig, heizte die Stimmung an. Andere Nutzer*innen griffen direkt die Kanzlerin an.

Doch es gibt auch Kritik an Weidel. Janine Wissler, Fraktionsv­orsitzende der Linksparte­i in Hessen, sagte zu »nd«: »Was heute Morgen am Frankfurte­r Hauptbahnh­of passiert ist, ist furchtbar.« Zu Weidels Äußerung erklärte Wissler: »Der Tweet der AfD-Vorsitzend­en ist geschmackl­os. Sie versucht, rassistisc­he Stimmungsm­ache zu betreiben, vor dem Hintergrun­d einer schrecklic­hen Tat.«

Doch auch auf Twitter bekamen Weidel und Krolzig Kontra: Zahlreiche Nutzer*innen berichtete­n, dass Sie die Aussagen wegen Volksverhe­tzung gemeldet hätten. Am Montagmitt­ag bestätigte die Polizei, dass das Kind von einem einfahrend­en ICE erfasst wurde und tödliche Verletzung­en erlitten habe. Der Tatverdäch­tige sei noch am Hauptbahnh­of festgenomm­en worden. Laut Informatio­nen der Polizei kannten weder die Mutter noch der verunglück­te Sohn den Täter.

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