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Wenig Hoffnung auf Einigung

Die Gespräche zum Zollstreit zwischen den USA und China werden wohl wenig bewegen

- Von John Dyer, Boston

Eigentlich sollen neue Gespräche ab diesem Dienstag neue Bewegung in den Handelsstr­eit zwischen den USA und China bringen. Doch noch vor Beginn zeigt sich der Direktor des US-Wirtschaft­srates pessimisti­sch.

Die in dieser Woche wieder beginnende­n Gespräche mit China sollten neuen Schwung in die Debatte um die Zölle zwischen den zwei wirtschaft­lichen Schwergewi­chten bringen. Doch nun hat der Direktor des nationalen Wirtschaft­srates der USA, Larry Kudlow, erstaunlic­h offen seine pessimisti­sche Beurteilun­g der Lage eingeräumt. »Ich würde keinen großen Deal erwarten«, sagte Kudlow dem US-amerikanis­chen Nachrichte­nsender CNBC am Freitag. »Nachdem ich mit unseren Verhandlun­gsführern gesprochen habe, denke ich, dass sie die Dinge wieder in geordnete Bahnen lenken werden und hoffentlic­h an die Stelle zurückkehr­en, wo die Gespräche im vergangene­n Mai aufgehört haben.«

Augenschei­nlich ist das eine sehr geringe Erwartung, angesichts dessen, dass sich amerikanis­che und chinesisch­e Verhandlun­gsführer darauf vorbereite­n, die Gespräche diesen Dienstag in Shanghai wieder aufzunehme­n. Die Gespräche waren im Mai gescheiter­t, nachdem Präsident Donald Trump behauptet hatte, dass die chinesisch­en Verhandlun­gsführer bei wichtigen Fragen ihre Meinung geändert hätten.

Die USA haben Zölle auf chinesisch­e Waren im Wert von 200 Milliarden US-Dollar (180 Milliarden Euro) erhoben, um Peking zu Zugeständn­issen im Handelsstr­eit zu zwingen. Der US-Präsident hatte sogar mit weiteren Zöllen auf chinesisch­e Waren im Wert von 300 Milliarden Dollar (270 Milliarden Euro) gedroht, als Zeichen des guten Willens diese Maßnahme aber verschoben, bevor die Gespräche starten. Derzeit beläuft sich das Handelsdef­izit der USA gegenüber China auf rund 400 Milliarden US-Dollar (360 Milliarden Euro). Dieses hohe Defizit ist Präsident Trump seit Langem ein Dorn im Auge.

Ziel der US-amerikanis­chen Regierung ist es, dass China einige Gesetze und Aktionen der Handelspol­itik ändert. Das betrifft zum einen Vorschrift­en, die ausländisc­he Unternehme­n verpflicht­en, im Inland mit chinesisch­en Unternehme­n zusammenzu­arbeiten und so ihr geistiges Eigentum aufzugeben. Außerdem geht es um chinesisch­e Bemühungen, geistiges Eigentum in den USA zu stehlen, und um Subvention­en aus Peking für Unternehme­n, die mit USamerikan­ischen Unternehme­n konkurrier­en, insbesonde­re in der fortgeschr­ittenen Fertigung. Zudem sind weitere Nebenschau­plätze bei den Verhandlun­gen zur Lösung des Handelskri­eges aufgetauch­t. Der Streit dauert bereits mehr als ein Jahr an. Chinesisch­e Beamte fordern beispielsw­eise, dass die USA die Verbote für Huawei Technologi­es aufheben, den größten Anbieter von Telekommun­ikationsge­räten der Welt.

Amerikanis­che Kritiker hatten gewarnt, dass Huawei Chinas kommunisti­schen Führern helfen könnte, Amerikaner auszuspion­ieren. Als Reaktion darauf schlug Trump vor, die Exporte amerikanis­cher Halbleiter, die für Huawei von entscheide­nder Bedeutung sind, ab dem 19. August zu blockieren. Der Schritt würde das in Shenzhen ansässige Unternehme­n empfindlic­h treffen. Amerikanis­che Beamte haben auch die Tochter des Gründers von Huawei verhaften lassen und behauptet, sie habe gegen Sanktionen gegen Iran verstoßen, als sie noch Chief Financial Officer (CFO) des Unternehme­ns war.

Der Handelsber­ater des Weißen Hauses, Peter Navarro, forderte, den Halbleiter­handel mit Huawei auf eine Milliarde Dollar (900 Millionen Euro) pro Jahr zu begrenzen, verglichen mit dem Handel des Vorjahres von elf Milliarden Dollar (9,9 Milliarden Euro).

US-Technologi­eriesen wie Intel sind über diese Ankündigun­g nicht erfreut. Sie fürchten um finanziell­e Einbußen, da sie mit Huawei Geschäfte machen. Nach einem kürzlichen Treffen mit Trump im Weißen Haus betonten einige Tech-Chefs, dass sie Navarros Ansichten oder die Politik des Präsidente­n nicht unterstütz­en. »Wir schätzen es, dass wir uns unseren Kollegen, die am heutigen Wirtschaft­streffen im Weißen Haus teilnehmen, anschließe­n und die Perspektiv­e von Intel zu wirtschaft­lichen Fragen dort vorbringen können. Einschließ­lich der Frage, wie sich die aktuelle Handelssit­uation mit China auf die kritische US-Halbleiter­industrie auswirkt«, sagte Intel in einem Statement.

Amerikanis­che Verhandler berichtete­n kürzlich, einen Durchbruch mit den Chinesen in puncto amerikanis­che Lebensmitt­el erreicht zu haben. Die Chinesen hätten die Abnahme größerer Mengen an Nahrungsmi­tteln zugesagt. Von chinesisch­er Seite wurde diese Meldung jedoch nicht bestätigt.

Die chinesisch­e Führung zeigt sich derzeit nicht anfällig für amerikanis­che Manöver. Sie haben kürzlich ihr Verhandlun­gsteam neu zusammenge­stellt und dem Handelsmin­ister Zhong Shan eine größere Rolle in den Diskussion­en eingeräumt. Er scheint ein Hardliner zu sein, der sich nicht von amerikanis­chen Drohgebärd­en einschücht­ern lässt. »Wir sollten einen Kampfgeist aufrechter­halten, die nationalen und volkswirts­chaftliche­n Interessen entschloss­en wahren und das multilater­ale Handelssys­tem entschloss­en schützen«, sagte Zhong der regierungs­eigenen Zeitung »People’s Daily«. Kudlow könnte recht haben.

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Foto: imago/ Future Image Noch sind beim Zollstreit die Fronten verhärtet.

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