Azubilöhne zwischen 300 und 1000 Euro
Große Unterschiede je nach Branche und Region
Die Spannbreite ist riesig: Tarifliche Ausbildungsvergütungen in Deutschland reichen von rund 300 Euro bis über 1000 Euro monatlich im ersten Lehrjahr. Wie das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres erklärte, liegen die meisten in Tarifverträgen vereinbarten Löhne allerdings deutlich oberhalb der geplanten Mindestausbildungsvergütung. Diese soll laut Bundesregierung ab 2020 bei 515 Euro liegen. »Das Problem sind jedoch viele nicht tarifgebundene Unternehmen, die mitunter ihre Auszubildenden immer noch deutlich schlechter bezahlen«, erklärte der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Thorsten Schulten. Als unterste Haltelinie hat die Mindestausbildungsvergütung daher hier eine große Bedeutung. Die Einführung sei aber nicht zuletzt auch für die Stabilisierung des Tarifvertragssystems wichtig, betont Schulten. Aus seiner Sicht hätte der Mindestlohn deshalb »auch noch etwas höher ausfallen können«.
Das meiste Geld bekommen im ersten Lehrjahr Azubis in der Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg: Sie erhalten 1037 Euro im Monat. Auch im Bank- und Versicherungsgewerbe, im öffentlichen Dienst, in der chemischen Industrie, in der Druckindustrie und bei der Deutschen Bahn erhalten Auszubildende mehr als 900 Euro.
Am wenigsten Geld bekommen hingegen angehende Friseure und Friseurinnen in Brandenburg: 325 Euro. Auch Bäcker und Blumenverkäuferinnen in Ostdeutschland erhalten weniger als 600 Euro.
Der DGB verweist in diesem Zusammenhang auf die Klage vieler Unternehmen über Fachkräftemangel: »Es sind doch vor allem die Branchen, in denen schlecht gezahlt wird und wo ein rüder Umgangston herrscht, in denen die jungen Menschen mit den Füßen abstimmen und eben oft keine Ausbildung machen wollen«, stellt die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack fest.
Aber auch innerhalb der Branchen sind je nach Region die Unterschiede groß. Bundesweit einheitliche Vereinbarungen gibt es nur wenige, etwa bei Banken und Versicherungen, im öffentlichen Dienst, in der Druckindustrie oder bei der Deutschen Bahn. In der Mehrzahl der Tarifbereiche hängt es sehr vom Wohnort ab, wie viel man verdient, wobei neben einem West-Ost- mitunter auch ein SüdNord-Gefälle zu beobachten ist. So bekommen Azubis in Sachsen-Anhalt im dritten Jahr im Hotel- und Gaststättengewerbe 245 Euro weniger als in Hessen, nämlich 790 statt 1035 Euro. Am größten sind die regionalen Unterschiede mit 294 Euro im Kfz-Handwerk, wo in Baden-Württemberg 984 Euro und in Brandenburg 690 Euro gezahlt werden.