nd.DerTag

Meinungssa­ger

- Von Marion Bergermann

Er hat öffentlich etwas gesagt, was einige Menschen ohnehin schon meinen. Nun erhielt Georg Restle dafür eine Morddrohun­g. Der Moderator der WDR-Politiksen­dung »Monitor« hatte Mitte Juli in den »Tagestheme­n« die AfD für rechtsextr­emistisch befunden. Denn nachdem der Verfassung­sschutz die sogenannte Identitäre Bewegung als rechtsextr­emistisch eingestuft hatte, kommentier­te Restle: »Wer die Identitäre Bewegung für rechtsextr­emistisch hält, kann die AfD nicht außen vorhalten.« Die Partei erfülle die Funktion »als parlamenta­rischer Arm einer rechtsextr­emistische­n Bewegung, die ihre Stärke und ihre Hoffnung auf den Umsturz aus den Wahlerfolg­en der AfD bezieht«.

Kurz darauf schickte ein bisher Unbekannte­r einen Brief mit einer Morddrohun­g an Restle. Laut WDR stammt dieser von demselben Absender, der diesen Juni die Kölner Oberbürger­meisterin Henriette Reker und den Altenaer Bürgermeis­ter Andreas Hollstein bedrohte. Der Verfasser bezieht sich darin auch auf den mutmaßlich rechtsextr­emistische­n Mord am Kasseler Regierungs­präsidente­n Walter Lübcke. Nun vermutet die Generalbun­desanwalts­chaft ein rechtsextr­emes Tatmotiv.

Dass Georg Restle sich kritisch über rechte Umtriebe äußert, kommt immer wieder vor. In den »Monitor«-Sendungen, die der Investigat­ivjournali­st seit fast sieben Jahren auch inhaltlich mitverantw­ortet, geht es regelmäßig um Themen, die Anhänger*innen von Lügenpress­e-Parolen nicht gefallen dürften. Etwa darum, wie der »rechte Flügel« in der AfD an Einfluss gewinnt. Oder wie schlecht es syrischen Geflüchtet­en in der Türkei geht. Auf Twitter kritisiert­e der 1965 geborene Journalist die EU-Asylpoliti­k und die »Bild-Zeitung«. Am Anfang seiner Karriere arbeitete er bei Radio Dreyecklan­d, einem alternativ­en freien Radio aus Freiburg, wo Restle Jura studierte.

Eher entschloss­en als eingeschüc­htert wandte sich der Journalist auf Twitter nun an seine Kolleg*innen: »Lasst uns unseren Job machen. Heißt: Licht ins braune Dunkel der Republik – und Wölfe nicht für Schafe halten!«

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Foto: dpa/Karlheinz Schindler Georg Restle erhielt wegen seiner klaren Worte eine Morddrohun­g.

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