Das zweite Gleis Richtung Zukunft
Bahn nimmt abschnittsweisen Ausbau der Regionalbahnstrecke in der Lausitz in Angriff
Die Bahn schreitet zur Modernisierung ihres Netzes in Südbrandenburg. Voraussichtlich ab 2027 soll der Abschnitt zwischen Cottbus und Lübbenau zweigleisig und mit Tempo 160 befahrbar sein.
Sollte es bei der gegenwärtig geltenden Planung der DB Netz AG, einer hundertprozentigen Tochter der Deutschen Bahn, bleiben, dann werden für die schmucken Regionalzüge zwischen Lübbenau und Cottbus ab Dezember 2027 zwei Gleise unter Fahrstrom stehen. Bis dahin soll der Ausbau der Strecke dann auch durchgehend eine Höchstgeschwindigkeit von 160 Kilometern pro Stunde ermöglichen. Seit DDR-Tagen war auf dem eingleisigen Abschnitt lediglich Tempo 120 drin, und auch das nur rein theoretisch, weil praktisch wegen der diversen Baustellen unrealistisch.
Über dieses für die Weiterentwicklung des schienengebundenen öffentlichen Personennahverkehrs bedeutsame Vorhaben informierte am Montag die DB Netz AG nach einem Treffen mit Brandenburgs Verkehrsministerin Kathrin Schneider (SPD) und kommunalen Vertretern in Vetschau (Oberspreewald-Lausitz).
Im April 2025 sollen laut Bahn die Arbeiten für den zweigleisigen Ausbau der 29 Kilometer langen Strecke Lübbenau – Cottbus starten. Die Inbetriebnahme will sie dann nach reichlich zweieinhalb Jahren erreichen. Wobei derzeit noch nicht entschieden ist, ob die Strecke zur Verkürzung der Bauzeit während der Arbeiten komplett gesperrt wird.
Die Ministerin sprach von dem zentralen Infrastrukturvorhaben zur Strukturstärkung der Lausitz und einem Gewinn für die Bürgerinnen und Bürger. »Wir wollen damit langfristig die Kapazitäten für den Regional- und Fernverkehr von Berlin nach Cottbus und Breslau erhöhen«, sagte Schneider. Die Region steht wegen des geplanten Ausstiegs aus der Braunkohlewirtschaft vor einem tiefgreifenden Strukturwandel und ist auf moderne Verkehrsverbindungen angewiesen.
Einer Mitteilung ihres Ministeriums zufolge ging es bei dem Treffen in Vetschau um den aktuellen Stand und die weitere Projektplanung. Spezielle Themen seien der Rahmenzeitplan und der Neubau beziehungsweise die Anpassung der erforderlichen Infrastruktur (Oberleitungen, Brücken, Durchlässe, Bahnübergänge) gewesen. Es ging auch um den Naturund Landschaftsschutz, den Schallschutz sowie um notwendige Sperrungen während der Bauphase, ein Anschlussgleis in Vetschau sowie die Beseitigung eines Bahnüberganges in Kolkwitz. Die Projektpartner wollen alle Möglichkeiten nutzen, um die Umsetzung zu beschleunigen. Dazu dient auch die Abstimmung mit Anliegergemeinden und Landkreisen.
Der Cottbuser Oberbürgermeister Holger Kelch (CDU) bezeichnete das zweite Gleis zwischen Lübbenau und Cottbus als eine der wichtigsten Voraussetzungen für das Gelingen des Strukturwandels. »Jeder Fortschritt bei der besseren Anbindung von und nach Berlin ist willkommen, weil auch die nachhaltige Entwicklung der Stadt Cottbus/Chóśebuz einschließlich der Entwicklung am entstehenden Ostsee eng damit verknüpft ist«, sagte er. »Gemessen aber werden wir von den Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam daran, wann endlich gebaut wird.«
So sehr Politik und Wirtschaft in der Region das Projekt auch begrüßen, so unzufrieden sind sie mit der langen Zeitdauer zwischen Projektphase und geplanter Inbetriebnahme. So sprach sich neben dem Landrat des SpreeNeiße-Kreises, Harald Altekrüger (CDU), auch der Bauindustrieverband Ost für eine Beschleunigung der Planungen aus. »Natürlich ist die schnelle Anbindung an die Wirtschaftszentren durch Straße und Schiene für die Ansiedlung von Unternehmen und somit einen erfolgreichen Strukturwandel essenziell«, erklärte Hauptgeschäftsführer Robert Momberg. »Allerdings wird die zügige Umsetzung durch lange Genehmigungsfristen und unnötige Bürokratie künstlich erschwert.«
Auf Beschleunigung der Verfahren pocht seit Jahren auch der Deutsche Bahnkundenverband. »Es dauert einfach zu lange«, sagte Michael Wedel vom Länderverband Nordostdeutschland dem »nd«. Dies sei gerade angesichts des bevorstehenden Braunkohleausstiegs und der Klimadebatte unverständlich. Am Geld könne es nicht liegen, nachdem der Bund im Mai Strukturhilfen freigegeben hatte.