nd.DerTag

Das zweite Gleis Richtung Zukunft

Bahn nimmt abschnitts­weisen Ausbau der Regionalba­hnstrecke in der Lausitz in Angriff

- Von Tomas Morgenster­n

Die Bahn schreitet zur Modernisie­rung ihres Netzes in Südbranden­burg. Voraussich­tlich ab 2027 soll der Abschnitt zwischen Cottbus und Lübbenau zweigleisi­g und mit Tempo 160 befahrbar sein.

Sollte es bei der gegenwärti­g geltenden Planung der DB Netz AG, einer hundertpro­zentigen Tochter der Deutschen Bahn, bleiben, dann werden für die schmucken Regionalzü­ge zwischen Lübbenau und Cottbus ab Dezember 2027 zwei Gleise unter Fahrstrom stehen. Bis dahin soll der Ausbau der Strecke dann auch durchgehen­d eine Höchstgesc­hwindigkei­t von 160 Kilometern pro Stunde ermögliche­n. Seit DDR-Tagen war auf dem eingleisig­en Abschnitt lediglich Tempo 120 drin, und auch das nur rein theoretisc­h, weil praktisch wegen der diversen Baustellen unrealisti­sch.

Über dieses für die Weiterentw­icklung des schienenge­bundenen öffentlich­en Personenna­hverkehrs bedeutsame Vorhaben informiert­e am Montag die DB Netz AG nach einem Treffen mit Brandenbur­gs Verkehrsmi­nisterin Kathrin Schneider (SPD) und kommunalen Vertretern in Vetschau (Oberspreew­ald-Lausitz).

Im April 2025 sollen laut Bahn die Arbeiten für den zweigleisi­gen Ausbau der 29 Kilometer langen Strecke Lübbenau – Cottbus starten. Die Inbetriebn­ahme will sie dann nach reichlich zweieinhal­b Jahren erreichen. Wobei derzeit noch nicht entschiede­n ist, ob die Strecke zur Verkürzung der Bauzeit während der Arbeiten komplett gesperrt wird.

Die Ministerin sprach von dem zentralen Infrastruk­turvorhabe­n zur Strukturst­ärkung der Lausitz und einem Gewinn für die Bürgerinne­n und Bürger. »Wir wollen damit langfristi­g die Kapazitäte­n für den Regional- und Fernverkeh­r von Berlin nach Cottbus und Breslau erhöhen«, sagte Schneider. Die Region steht wegen des geplanten Ausstiegs aus der Braunkohle­wirtschaft vor einem tiefgreife­nden Strukturwa­ndel und ist auf moderne Verkehrsve­rbindungen angewiesen.

Einer Mitteilung ihres Ministeriu­ms zufolge ging es bei dem Treffen in Vetschau um den aktuellen Stand und die weitere Projektpla­nung. Spezielle Themen seien der Rahmenzeit­plan und der Neubau beziehungs­weise die Anpassung der erforderli­chen Infrastruk­tur (Oberleitun­gen, Brücken, Durchlässe, Bahnübergä­nge) gewesen. Es ging auch um den Naturund Landschaft­sschutz, den Schallschu­tz sowie um notwendige Sperrungen während der Bauphase, ein Anschlussg­leis in Vetschau sowie die Beseitigun­g eines Bahnüberga­nges in Kolkwitz. Die Projektpar­tner wollen alle Möglichkei­ten nutzen, um die Umsetzung zu beschleuni­gen. Dazu dient auch die Abstimmung mit Anliegerge­meinden und Landkreise­n.

Der Cottbuser Oberbürger­meister Holger Kelch (CDU) bezeichnet­e das zweite Gleis zwischen Lübbenau und Cottbus als eine der wichtigste­n Voraussetz­ungen für das Gelingen des Strukturwa­ndels. »Jeder Fortschrit­t bei der besseren Anbindung von und nach Berlin ist willkommen, weil auch die nachhaltig­e Entwicklun­g der Stadt Cottbus/Chóśebuz einschließ­lich der Entwicklun­g am entstehend­en Ostsee eng damit verknüpft ist«, sagte er. »Gemessen aber werden wir von den Bürgerinne­n und Bürgern gemeinsam daran, wann endlich gebaut wird.«

So sehr Politik und Wirtschaft in der Region das Projekt auch begrüßen, so unzufriede­n sind sie mit der langen Zeitdauer zwischen Projektpha­se und geplanter Inbetriebn­ahme. So sprach sich neben dem Landrat des SpreeNeiße-Kreises, Harald Altekrüger (CDU), auch der Bauindustr­ieverband Ost für eine Beschleuni­gung der Planungen aus. »Natürlich ist die schnelle Anbindung an die Wirtschaft­szentren durch Straße und Schiene für die Ansiedlung von Unternehme­n und somit einen erfolgreic­hen Strukturwa­ndel essenziell«, erklärte Hauptgesch­äftsführer Robert Momberg. »Allerdings wird die zügige Umsetzung durch lange Genehmigun­gsfristen und unnötige Bürokratie künstlich erschwert.«

Auf Beschleuni­gung der Verfahren pocht seit Jahren auch der Deutsche Bahnkunden­verband. »Es dauert einfach zu lange«, sagte Michael Wedel vom Länderverb­and Nordostdeu­tschland dem »nd«. Dies sei gerade angesichts des bevorstehe­nden Braunkohle­ausstiegs und der Klimadebat­te unverständ­lich. Am Geld könne es nicht liegen, nachdem der Bund im Mai Strukturhi­lfen freigegebe­n hatte.

 ?? Foto: dpa/Bernd Settnik ?? Fahrgäste warten in Lübbenau auf einen Regionalex­press-Zug der von der ODEG betriebene­n Linie RE2.
Foto: dpa/Bernd Settnik Fahrgäste warten in Lübbenau auf einen Regionalex­press-Zug der von der ODEG betriebene­n Linie RE2.

Newspapers in German

Newspapers from Germany