nd.DerTag

Juden besorgt wegen antisemiti­scher Attacke

Ein Student mit Kippa wird am Potsdamer Hauptbahnh­of bespuckt und beleidigt – bisher war es ruhig in der Stadt

-

Ein 19-Jähriger Syrer soll einen Mann angegriffe­n haben, der sich zum Judentum bekennt. Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt. Die Jüdische Gemeinde will, dass Potsdam eine sichere Stadt für Juden bleibt.

Potsdam. Nach einem mutmaßlich antisemiti­schen Angriff auf einen Mann mit Kippa in Potsdam hat sich die Jüdische Gemeinde besorgt gezeigt. Der Vorsitzend­e der Potsdamer Gemeinde, Evgeni Kutikow, erklärte am Montag: »Potsdam war bisher eine sichere Stadt. Der Angriff traf uns unerwartet. Die Mitglieder unserer Gemeinde sind sehr verunsiche­rt.« Einige Gemeindemi­tglieder seien in der Stadt mit Kippa unterwegs, sagte Kutikow. »Wir wünschen uns, dass Potsdam eine sichere Stadt für Juden bleibt.«

Nach Erkenntnis­sen der Bundespoli­zei soll ein 25-Jähriger am Sonnabend von einem 19 Jahre alten Syrer auf dem Bahnhofsvo­rplatz ins Gesicht gespuckt und beleidigt worden sein. Der Verdächtig­e soll den 25Jährigen als »Drecksjude« bezeichnet haben. Daraufhin alarmierte der 25Jährige die Polizei.

Der Student sagte der Nachrichte­nagentur dpa, er trage aus persönlich­en Gründen täglich die Kippa. »Als ich am Hauptbahnh­of aus der Straßenbah­n ausgestieg­en bin, habe ich hinter mir Schatten wahrgenomm­en«, berichtete er. Im nächsten Moment sei er angespuckt, antisemiti­sch beleidigt und mit Gebärden bedroht worden. Nach eigenen Angaben ist der Mann als Christ geboren und hat den jüdischen Glauben für sich vor einigen Jahren angenommen. Er ist derzeit kein Mitglied einer Jüdischen Gemeinde.

Die Staatsanwa­ltschaft prüft den Fall. »Die Ermittlung­en dazu sind noch nicht abgeschlos­sen«, sagte eine Sprecherin.

Nach Angaben des Innenminis­teriums von Anfang Juli auf eine Anfrage der AfD im Landtag wurden in Brandenbur­g von Januar bis Mai 51 politisch motivierte Straftaten im Bereich Hasskrimin­alität und Antisemiti­smus registrier­t. Das waren 13 Fälle oder rund ein Drittel mehr als im gleichen Zeitraum des Jahres 2018. In lediglich zwei der 89 Delikte in beiden Zeiträumen ging es um Straftaten aus religiöser Ideologie.

Eine Kippa ist ein kleines, rundes Käppchen aus Stoff auf dem Hinterkopf. Der jüdische Glauben schreibt diese Kopfbedeck­ung nicht ausdrückli­ch vor, aber unter orthodoxen Juden ist das Tragen der Kippa Tradition. Damit wollen sie vor allem ihre Demut vor Gott bezeugen.

 ?? Foto: imago images/Christian Ditsch ?? Wiederholt Opfer von Attacken: Kippa tragende Männer
Foto: imago images/Christian Ditsch Wiederholt Opfer von Attacken: Kippa tragende Männer

Newspapers in German

Newspapers from Germany