Hilft Spucke bei Wunden?
Ist es ein Mythos oder Wahrheit? Hilft Spucke bei Wunden? Marlene F., Berlin
Auskunft gibt die Gesundheitsexpertin Marlene Haufe:
Speichel ist ein wahres Wundermittel bei kleinen Verletzungen. Zum einen besteht Speichel zu 99 Prozent aus Wasser, zum anderen enthält er verschiedene Substanzen, etwa Lysozym, die gegen Bakterien wirken. Somit ist tatsächlich Spucke eine gute Wahl, um Wunden zu reinigen und zu desinfizieren.
Wissenschaftler konnten außerdem belegen, dass Spucke auch die Wundheilung beschleunigt. In verschiedenen Versuchsreihen zerlegten sie den menschlichen Speichel in seine einzelnen Bestandteile. Dann prüften sie jeden einzelnen Stoff auf seine Fähigkeit, Wunden zu heilen. Dabei zeigte sich, dass das Protein Histatin nicht nur keimtötend, sondern auch heilend wirkt. Das erklärt auch, warum Wunden im Mundraum besonders schnell heilen.
Ob die Wunde mit dem eigenen Speichel oder dem eines anderen gereinigt und desinfiziert wird, spielt keine Rolle. Die Ausnahme: Keiner der Beteiligten darf an einer Infektionskrankheit leiden. Der Mund ist auch mit vielen Bakterien besiedelt. Diese sind normalerweise harmlos, aber für Menschen mit geschwächtem Immunsystem können sie gefährlich werden. Auch bei kleinen Kindern und Babys ist Zurückhaltung ratsam. Hier sollten Eltern vorsichtig sein, um nicht etwa Herpesviren auf ihre Kinder zu übertragen.
Wer sich eine Verletzung zugezogen hat, darf also im Normalfall ohne Bedenken »seine Wunden lecken«. Allerdings sollte man sich nicht allein auf den Speichel verlassen. Wenn etwa bei einer Schürfwunde viel Dreck in der Wunde ist, dann sollte diese zunächst gründlich mit Wasser gereinigt und anschließend ein Hautdesinfektionsmittel benutzt werden.