Passagierrechte bei sehr großen Flugverspätungen gestärkt
Bei sehr großen Verspätungen haben Flugreisende nach EURecht Anspruch auf Entschädigung. Das kann auch bei Reisen fernab von Europa gelten, entschied jetzt der Europäische Gerichtshof (EuGH).
Rechtzeitig zur Urlaubszeit hat der Europäische Gerichtshof die Fluggastrechte erneut gestärkt: Passagiere können auch bei Flügen mit Zwischenstopps außerhalb Europas bei starker Verspätung Entschädigung fordern, sofern sie mit einer europäische Fluggesellschaft in der Europäischen Union gestartet sind. Dies entschied der EuGH am 11. Juli 2019 (Rechtssache C 502/18).
Im konkreten Fall ging es um eine bei der tschechischen Gesellschaft Ceske aerolinie gebuchte Reise von Prag nach Bangkok mit Umstieg in Abu Dhabi. Der Flug auf der ersten Teilstrecke, der in der EU begann und von der tschechischen Airline selbst ausgeführt wurde, war pünktlich. Doch der Anschlussflug – im Rahmen eines sogenannten Code Sharing übernommen von der Gesellschaft Etihad mit Sitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten – hatte über acht Stunden Verspätung.
Passagiere verklagten die tschechische Airline auf die nach EU-Recht vorgesehene Entschädigung bei Verspätungen von mehr als drei Stunden. Die Fluggesellschaft wehrte sich mit dem Hinweis, der verspätete Flug sei in der Verantwortung der anderen Fluggesellschaft gewesen. Das ließen die EU-Richter aber nicht gelten.
Flüge seien auch mit ein- oder mehrmaligem Umsteigen im Sinne der Fluggastrechte eine Einheit, sofern sie Gegenstand einer einzigen Buchung waren, erklärte der EuGH. Das gelte selbst dann, wenn der zweite Teilflug von einem Flughafen außerhalb der EU starte und auch außerhalb der EU lande. Die tschechische Airline sei zur Zahlung verpflichtet und könne sich dann das Geld von der Partnergesellschaft wiederholen.
Die EuGH-Richter hatten zuletzt immer wieder Fälle, bei denen es um die Auslegung der EUFluggastrechteverordnung ging. Diese sagt Passagieren in der EU bei Verspätung von mehr als drei Stunden eine finanzielle Entschädigung zu. Das gilt grundsätzlich für alle Flüge, die in der EU starten, auch wenn sie in ein Nicht-EU-Land führen oder von einer nicht in der EU ansässigen Airline ausgeführt werden.
Vor einem Jahr hatte der EuGH bereits entschieden, dass Flugreisenden auch bei Verspätungen außerhalb Europas unter bestimmten Bedingungen eine Entschädigung zusteht.